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Heavy Metal Heavy Metal: Donnernder Klartext im Gitarrengetümmel

Von STEFFEN KÖNAU 08.09.2009, 17:20

ERFURT/MZ. - Gefalle ihm gut, was die fünf Thüringer aus seinem fast 30 Jahre alten Klassiker gemacht hatten: Eine mit Doppelbasstrommel wummernde, auf messerscharfen Gitarren reitende Antikriegsnummer, gegen die Rammstein, Oomph und In Extremo wie schüchterne Balladenschnitzer klingen.

Es hat ja auch lange genug gedauert bis hierher, zum Debütalbum einer Gruppe, die Mitte der 80er Jahre in der DDR zu den ersten Metal-Bands überhaupt gehörte. Als die Kollegen von Rammstein noch Spaßpunks waren, spielten Macbeth schon Heavy Metal, anfangs noch ohne offizielle Spielerlaubnis. Als die endlich gewährt wurde, reisten die Fans der Kapelle schon in Scharen hinterher, misstrauisch beäugt von der Staatssicherheit, die im langhaarigen,Anhang "westliche-dekadente Jugendliche" (MfS) vermutete.

Verbot auf unbestimmte Zeit

Das schnelle Ende kam mit dem Höhepunkt der Bandlaufbahn: Bei einem Konzert im Erfurter Stadtgarten war der Saal brechend voll und auch vor der Halle standen noch hunderte Fans. Die Stimmung drinnen drohte durch die Enge außer Kontrolle zu geraten. Die Band aber schaffte es, das Publikum zu beruhigen. Erst als es die Polizei untersagte, eine Zugabe zu spielen, brachen alle Dämme: Beim Abmarsch der wütenden Menge kam es zu Ausschreitungen, am nächsten Tag waren Macbeth verboten. "Auf höchster Ebene wurde ein Spielverbot auf unbestimmte Zeit erteilt", beschreibt Gitarrist Ralf Klein. Ganz nebenbei zerstörten die Behörden systematisch die materielle Basis der Band. "Die Zulassung des Band-LKW wurde entzogen, der Proberaum von der Oberbürgermeisterin gekündigt, ein Gitarrist zur NVA eingezogen."

Sie haben weitergemacht. Vor dem Mauerfall unter anderem Namen und ohne Sänger Wittenburg, den die Behörden ins Gefängnis gesteckt hatten. Nach dessen Entlassung und dem Ende der DDR dann, obwohl Wittenburg in den Freitod gegangen war. Auch der Selbstmord des damaligen Schlagzeugers konnte Macbeth nicht dauerhaft zum Verstummen bringen: Nach der Jahrtausendwende fanden sich Sänger Olli Hippauf, die Gitarristen Ralf Klein und Alexander Kopp, Bassmann Hanjo Papst und Schlagzeuger Patrick W. Engel neu zusammen, mit "Gotteskrieger" legt das Quintett jetzt ein Vierteljahrhundert nach Bandgründung sein reguläres Debüt bei dem renommierten Label Massacre vor.

Schrecken der Jahrhunderte

Es sind mächtige Wälle aus brüllenden Bässen und sägenden Gitarren, die die Thüringer im Rape-of-Harmonies-Studio um den Gesang von Olli Hippauf zusammengeschoben haben. Die Texte sind durchweg in deutscher Sprache gehalten: Klartext im Gitarrengetümmel. Es geht um Tod und Leiden, um Krieg und Schmerz, quer durch die Jahrhunderte. "Das Boot" schwimmt im Zweiten Weltkrieg, "Unter dem Beil" kommt aus dem Mittelalter, "Golgatha" vom Anfang aller christlichen Zeiten. Die Bilder sind dieselben, die Ängste, der Schrecken, die Vergeblichkeit von Kampf und Mord. Die Bass-Breitseiten krachen und aus dem Schlagzeug rattert Trommelfeuer, bis Susanne Thiele zum Cello greift und Gitarristen-Tochter Elisa das alte Lied vom Maikäfer singt: "Maikäfer flieg / der Vater ist im Krieg".

Die Band und das Album:

www.macbeth-music.de