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Heather Nova Heather Nova: Aufbruch aus der Austernschale

Von Steffen Könau 09.11.2001, 17:04

Halle/MZ. - Tochter eines Hippie-Paares, das aus dembürgerlichen Leben aussteigt und, statt Karrierezu machen, in einem Boot um die Bermudas schippert.Vater klampft ab und an, Tochter, schon alsBackfisch von fast überirdischer Schönheit,lauscht gespannt. Ihr Talent wird spät erkannt,dann aber kommt der Durchbruch mit Macht -vor allem aber mit vielen leisen, gefühligenLiedern, auf die sich schwerlich tanzen, hervorragendaber schmusen und knutschen lässt. Zuletztwar Heather Nova, die eigentlich Heather Frithheißt, trotz des mit dem Album "Siren" nochausgebauten Erfolges nicht mehr ganz zufriedendamit, immer die schwermütige, überaus verletztlicheSchmerzensfrau mit dem Puppengesicht gebenzu müssen.

Zwar hängte sie noch die üblichen handgemaltenZettel in die Konzertsäle, mit denen die Besuchergebeten wurden, doch bitte auf das Rauchenim Saal zu verzichten. Doch das bis dato unverzichtbareCello war verschwunden und Fräulein Nova gabab und an sogar mal einen Witz zum besten- wenn auch leicht verkniffenen Mundwinkels.

Auf "South" nun, ihrem insgesamt fünften Album,geht sie den eingeschlagenen Weg konsequentweiter. Weg mit Jammern und Leiden, Säuselnund Greinen! Heather Nova, lange unterschätztals eine Art elektrisch musizierende Folk-Tante,hat den Rock für sich entdeckt.

Selbstbewusst behauptet der Pop-Engel aufder ersten Single "I'm No Angel", souverängestattet sie sich Ausflüge in experimentelleGefilde und Kollaborationen mit befreundetenMusikern wie der sie nun auch auf der aktuellenTour begleitenden Schweden-Band Eskobar, fürderen grandioses Album "There Is Only Now"sie das gänsehäutige "Someone New" einsang.Von wegen, die einstige Königin der Melancholiekönne nun nachdenklich sein und verträumteLieder singen.

Hier kommt nun eine völlig neue, ganz entspannteHeather Nova: In "Virus Of The Mind" behauptetsie zu Mahlstrom-Melodien, "pretty happy"zu sein, in "Heaven Sent" hört man sie "himmelhoch"(Textzitat) jauchzen und im rezitativen "JustBeen Born" ist sie - natürlich - wie neu geboren.

Die Austernschale der Pop-Außenseiterin, inder sie sich seit den Überraschungserfolgenihrer frühen Underground-Album "Blow" und"Glow Stars" vergraben hatte, ist aufgebrochen."Mein Herz ist offen / und ich schwelle wieein Perle" singt sie glücklich, inspiriertoffenbar von der Rückkehr auf die heimatlichenBermudas, auf denen sie alle Songs geschriebenhat.

Mehr Spaß war nie als hier im Süden, zwischenStrandbar und Candle-Light-Dinner mit FelixTodd, einmal mehr Produzent des Albums und- wie die Texte verraten - immer noch heißgeliebterLebensgefährte der Künstlerin. Bleibt zu vermuten,dass selbst der ungeliebte europäische Herbst,durch den Heather Novas "South"-Tournee dieserTage führt, diese Emotionen nicht wird kühlenkönnen. Der Engel ist gelandet, die Elfe erobertsich die Erde. Und geraucht werden darf diesmalwohl auch.