Haus Auensee Haus Auensee: Tim Bendzko becirct seine Fans

Leipzig/MZ - „Ich steh nicht mehr still“, offenbart Tim Bendzko seinen Fans im Leipziger Haus Auensee, noch bevor diese ihn sehen. Kein Wunder. Immerhin ist der kometenhaft an den deutschen Pop-Himmel geschossene Sänger seit Wochen unterwegs. Doch dieses 22. Konzert seiner Tour ist ein besonderes. An diesem Donnerstag kehrt der 28-Jährige zurück zu seinen Anfängen: „Hier hat alles angefangen. Vor vier Jahren war ich Support von Silly.“ Längst ist Tim Bendzko zum Hauptact geworden, dreitausend Fans empfangen ihn mit Ovationen.
Zum Träumen verleitet
Und Bendzko? Grinst, schmachtet „Ich wär so gern dein Held“ ins Mikro und bringt so zahllose Frauen zum Träumen. Auch wenn die Wuschellocken ab sind - seinen jungenhaften Charme hat Bendzko nicht verloren. Ganz in Schwarz tänzelt er über die Bühne, während im Hintergrund auf fünf Stoffbahnen optische Effekte die Kulisse für seine eingängig-nachdenklichen Songs malen. Da wiegen sich Kornähren im Sommerwind direkt „Unter die Haut“, leuchten bei „Programmiert“ digitale Einsen und Nullen im grünen „Matrix“-Look, eröffnet die bröckelnde Mauer zu „Alles was du wissen musst“ den Blick auf ein Sonnenblumenmeer.
Alles wird gut - scheint Bendzko Mut machen zu wollen. Jedenfalls am Ende. Irgendwie. Obwohl er in klassischer Singer-Songwriter-Manier zweifelt, fragt, ringt - mit sich, der Liebe und der Welt. Und all dem Übel trotzt. Auch wenn dieses Aufbegehren wie in „Wo sollen wir nur hin“ so allgemein verpackt ist, dass es leicht zum Pseudo-Protest verkommt. Manche Lieder ähneln sich, plätschern so vorbei. Doch überspielt das Bendzko mit vielen starken Songs. „Sag einfach Ja“ und „Wenn Worte meine Sprache wären“ gehören dazu, auch „Am seidenen Faden“ oder die Kaufrausch-Attacke „Auch wenn es gelogen ist“. Bendzko rettet eben nicht einfach nur mal kurz die Welt, er rettet auch ein bisschen den deutschen Pop. Mit intelligenten, oft poetischen Texten und eingängigen, nie platten Melodien.
Rockige Liveversionen
Welches Potenzial diese haben, offenbart das Konzert: Kuschel-Image hin, Soft-Boy-Bild her - der 28-Jährige kann auch laut und wild, schleift mit seiner Band sanfte Songs zu harten Live-Edelsteinen. Das Lichtkonzept verlängert die Bühne ins Publikum, schafft zusätzliche optische Brücken zu jenen, die Bendzko eh zu den Fans schlägt. Die folgen ihm blind, singen ganze Parts alleine. Man muss ja Textsicherheit beweisen. Gekrönt wird die Show durch Bendzkos Ironie. Er überrascht mit Grönemeyers „Was soll das“ und fragt: „Sind auch Männer hier?“. Bekommt ein vielstimmes „Ja!“ und kontert: „Und wie viele freiwillig? Das erlösende Lachen erfasst den ganzen Saal. Bendzko und Publikum sind sich einig: „Ich brauch viel mehr davon!“ Na - vielleicht beim nächsten Mal.