Hardy Krüger erinnert sich
Berlin/dpa. - Wenn Hardy Krüger wieder einmal in Berlin und Umgebung mit Lesungen unterwegs ist, dann kommt er auch in die Dörfer, in denen er als Junge mit dem Fahrrad unterwegs war.
Vor allem aber tauchen wieder die Bilder auf, als der «Weddinger Junge» ausgerechnet in jenen sonnigen Tagen des August 1961 in der Stadt die romantische Ost-West-Liebesgeschichte «Zwei unter Millionen» mit Loni von Friedl drehte. «Das war eigentlich meine Liebeserklärung an Berlin, aber der Mauerbau hat meinen Film kaputt gemacht», sagt der einstige Hollywood-Star, der am 12. April 80 Jahre alt wird, in einem dpa-Gespräch rückblickend.
In seinen «Wanderjahren» (Bastei-Lübbe) spricht Krüger von einer «zaghaften Beziehung zwischen Ost und West, mit allen Anzeichen für einen guten Film». Loni von Friedl sei vielversprechend gewesen und «Walter Giller traf den Ton eines Berliners, als wäre er in der Stadt geboren». Und dann der Sonntag, als ein amerikanischer Reporter mit ihnen Fotos an der damaligen, noch offenen, wenn auch kontrollierten Sektorengrenze machen wollte. «Ich dachte ich sehe nicht richtig», erinnert sich Krüger heute bei einer Tasse Kaffee am wieder offenen Brandenburger Tor.
«Soldaten rollten Stacheldraht aus und dahinter fuhren Panzer auf. Als ich auf die ostdeutschen Soldaten, die mich ja kannten, da einige Filme von mir auch drüben gezeigt wurden, zuging und fragte, was das denn soll, richteten sie ihre Maschinenpistolen auf mich. Ich verstand zunächst überhaupt nichts mehr. Als wir dasselbe Bild an jeder Straßenecke sahen, wusste ich, dass mein romantischer Berlin- Film tot ist. Das Publikum wollte ihn nicht mehr. Dabei ist es ein wunderschöner Film.» Da ging es Hardy Krüger wie Billy Wilder, der zur gleichen Zeit bei den Dreharbeiten zu seinem Film «Eins, zwei, drei» mit Horst Buchholz und Lilo Pulver vom Mauerbau überrascht wurde und nach München ausweichen musste. «Was an diesem Tag geschah, war Mord an einer Stadt», wird Hardy Krüger später über den 13. August 1961 notieren.
Der Schauspieler hat später seine Liebeserklärung an seine Heimatstadt zu Papier gebracht und den Briefroman «Zarte Blume Hoffnung» geschrieben, der am Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg (wo er neben seinem Blockhaus in den kalifornischen Bergen einen Zweitwohnsitz hat) auch auf die Bühne kam. Am Ort der Handlung ist das Stück zu Krügers Leidweisen bis heute nicht inszeniert worden. Dabei hat der Bundesfilmpreisträger und Offizier der französischen Ehrenlegion den «Liebesbriefen aus einer geteilten Stadt» doch seine Liebeserklärung vorangestellt: «Meine Liebe zu dieser Stadt, aus der ich kam, und zu den Menschen, die dort leben, ist so alt wie der Satz, den ich einen Berliner in schwerer Stunde seufzend habe sagen hören: Wenn wir nich unsern Humor hätt'n, könnt'n wir nur noch lach'n.» Vor allem der Spruch seines früheren Oberbeleuchters im Filmstudio hat sich Hardy Krüger bis heute eingeprägt: «Jeht nich jibt's nich.»
Und die Liebe zu dieser Stadt ist für den «Ugly German», den «hässlichen Deutschen», wie der junge blonde Filmstar als «unerwünschter Ausländer» in den frühen 50er Jahren noch bei seinen Auftritten in London und Paris angesehen wurde, auch mit seinen Erinnerungen an seine «wilden Berliner Jahre» verbunden. «Was haben wir Nacht für Nacht in Franz Dieners Kneipe am Savignyplatz einen geballert mit O.E. Hasse, Martin Held oder Harald Juhnke.» Hier hat er auch Theater gespielt, zuletzt mit Mario Adorf im Renaissance- Theater als alternder Tom Sawyer in dem Zwei-Personen-Stück «Wiedersehen im Herbst». Und hier soll sich eines fernen Tages auch der Lebenskreis dann schließen. Bis dahin ist der «Weltenbummler» weiter unterwegs.