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Harald Schmidt wird 50 Harald Schmidt wird 50: ARD feiert Geburtstag ohne Hauptdarsteller

17.08.2007, 11:37
Entertainer Harald Schmidt bei seiner ersten Sendung nach der Rückkehr in die ARD am 23. Dezember 2004. (Foto: dpa)
Entertainer Harald Schmidt bei seiner ersten Sendung nach der Rückkehr in die ARD am 23. Dezember 2004. (Foto: dpa) WDR/Herby Sachs

Hamburg/dpa. - «Damals war ich 50 und er 30, wirkte aber wie 70. Jetzt bin ich70, und er wirkt wie 60. Damit hat sich der Unterschied auf zehnJahre verkürzt. Wenn das so weiter geht, würden wir, wenn ich 90 bin,gleich alt sein.» Das sei ihm aber egal, denn wenn einer von beidensterbe, so Feuerstein, mache er eben allein weiter.

Feuerstein gehörte lange zu Schmidts treuen Weggefährten. AlsSchmidt jedoch im Jahr 1995 zu Sat.1 wechselte, um mit seiner «LateNight Show» zum mehrfachen Millionär zu werden, blieb Feuerstein aufder Strecke. Schmidt wurde zum Star, er war am Puls der Zeit. Wer aufder Höhe sein wollte, musste abends Schmidt gesehen haben. Das hatsich nach seinem Wechsel zur ARD geändert. Nun, da Schmidt an diesemSamstag seinen 50. Geburtstag begeht, hat er seinen Rückzug auf Ratenbereits angetreten. Manche sagen, er sei müde geworden. Sein Vertrag läuft noch bis 2008 - der Rest ist offen.

Das Publikum wird von Schmidts Geburtstag nichts mitbekommen. DerJubilar selbst zieht sich zurück und feiert nur im engsten Kreis.Schmidt hat vier Kinder, einen Sohn und zwei Töchter von seinerjetzigen Partnerin Ellen Hantzsch und einen Sohn aus einer früherenBeziehung. Demnächst wird er zum fünften Mal Vater. Am 24. Augustsendet die ARD den 90-Minuten-Film «Herr Schmidt wird 50, will abernicht feiern», eine Collage von Klaus Michael Heinz vom WDR, demSender, der den Kabarettisten und Entertainer einst groß gemacht hat.Diesen ARD-Film werde sich Schmidt aber nicht ansehen, sagt seineManagerin Sigrid Korbmacher, denn er habe nicht aktiv darinmitgewirkt.

Der ausgebildete Schauspieler Schmidt, als Sohn einerKindergärtnerin und eines Verwaltungsangestellten im schwäbischenNürtingen aufgewachsen und sozialisiert, wird sich auch nach seinemGeburtstag längere Zeit rar machen. Denn seine «Late Night Show»beginnt erst wieder im Oktober - und dann in Begleitung vonJungkomiker Oliver Pocher, der voraussichtlich RedaktionsleiterManuel Andrack als Comoderator verdrängt. Statt zwei Mal wird Schmidtkünftig auch nur noch einmal pro Woche auftreten, denn die ARD musstefür den Polittalk von Frank Plasberg am Mittwochabend Platz schaffen.

Seine besten Auftritte, sagen seine Kritiker, hatte der ehemaligeMessdiener, Pfadfinder, ausgebildete Schauspieler und Kabarettist vomDüsseldorfer «Kom(m)ödchen», als «Pssst...»-Moderator, im Duell mitdem zwei Köpfe kleineren Feuerstein in der Kultshow «Schmidteinander»im WDR und in den ersten Jahren bei Sat.1. Da nahm er unter anderemin einer unvergessenen Galavorstellung wenige Tage vor dem«Literarischen Quartett» im ZDF die Themen der Sendung mit eigenemEnsemble vorweg. Schmidt selbst imitierte den Starkritiker MarcelReich-Ranicki. Eine Late-Night-Ausgabe moderierte er sogar aufFranzösisch. Sie wurde auch in Frankreich ausgestrahlt.

Schmidts Vorzüge: Im Gegensatz zu manchen Berufskollegen verfügtder mehrfach Ausgezeichnete (unter anderem Deutscher Fernsehpreis,Grimme-Preis, Goldene Kamera und Preis der beleidigten Zuschauer)über ein profundes Wissen und über einen Witz, mit dem er bis an dieGrenzen geht, sie aber nicht überschreitet. So wagte er es, dieAnschläge vom 11. September 2001 und die damit verbundenen Folgen vorallem in Deutschland im Fernsehen zu thematisieren, ohne ernsthaftGefühle zu verletzen. Kritisiert wurde Schmidt gelegentlich wegenseiner Polenwitze und verdiente sich damit das Prädikat «DirtyHarry». An vielen Menschen ging jedoch vorbei, dass Schmidt in derForm, wie er sich lustig machte, mehr etwas über die Denkweise derDeutschen zum Ausdruck brachte als über die Wirklichkeit in Polen.

Zu den Tiefpunkten seiner Karriere gehörte zweifelsohne dieModeration des ARD-Klassikers «Verstehen Sie Spaß?», den er ab 1992ein paar Mal präsentierte. Mit der Begrüßung «Liebe Insassen vonLudwigsburg» verscherzte er sich manche Sympathien des konservativenPublikums.