Hansjörg Felmy wird 75 Hansjörg Felmy wird 75: Charmeur mit Knittergesicht und Kultfigur

München/dpa. - Er war seinerzeit der beliebteste und bestbezahlte Fernsehpolizist.Dem Sympathieträger Haferkamp alias Felmy, der am Dienstag (31.Januar) seinen 75. Geburtstag feiert, verziehen die Zuschauer sogarseine Muffigkeit als Teil seines herzlich rauen Charakters.
Dennoch denkt der «Charmeur mit dem Knittergesicht» nicht mitWehmut an diese TV-Zeit, die er in der Vorabendserie «HagedornsTochter» als gebrochener Witwer und Hamburger Gewürzhändler voreinigen Jahren beendete. «Es war richtig aufzuhören.» Von den 20«Tatort»-Stücken waren Felmy zufolge zwölf «echte Klasse», fünf gutund drei akzeptabel. «Doch später wurden die Drehtage immer weniger,und darunter litt - neben den nicht mehr so guten Büchern - auch dieQualität.» Im Moment habe er sowieso andere Sorgen - «zumal esderzeit nichts gibt, was mich vom Hocker reißt».
So verbringt Felmy nach seinen Worten viel Zeit damit, sich wieder«aufzupäppeln». Nach Lenden- und Brustwirbelbrüchen mache er täglichÜbungen in 33 Grad warmen Wasser, um die Muskulatur zu stärken. «An Theaterspielen ist natürlich nicht mehr zu denken.» Film undFernsehen habe er zwar noch nicht abgeschlossen, schränkte aber ein:«Der Star muss das Drehbuch sein, doch daran hapert es meistens.»Heute heiße es nur noch Action, Action, Action. «Das finde ichlangweilig.» Das kaputte Kreuz lasse sich zwar nicht mehr reparieren.«Aber es geht mir sehr gut in meinem Rentnerdasein», sagt Felmy.
«Ich mache nur noch, was Hand und Fuß hat, und wenn ich nichtsEntsprechendes angeboten bekomme, dann bin ich lieber Privatier»,sagt der Sohn eines Berliner Fliegergenerals der dpa. Schon alsPennäler hatte er seinen eigenen Kopf und nach einem Streit mitseinem Lehrer vorzeitig das Gymnasium verlassen. «Ich bin zwar immernoch zu jeder Schandtat bereit, aber es gibt nichts, was michinteressieren könnte», sagt der Thomas-Mann-Liebhaber, der mit seinerFilmrolle in den «Buddenbrooks» 1959 fast über Nacht bekannt wurdeund für seine Darstellung sogar Lob von Erika Mann bekam.
Drei Jahre zuvor hatte ihn Alfred Weidemann in «Der Stern vonAfrika» für den Film entdeckt. Seinen größten Erfolg hatte Felmy, derin zweiter Ehe mit der Schauspielerin Claudia Wedekind verheiratetist, in der Kurt-Hoffmann-Satire «Wir Wunderkinder». Mit derFilmkrise in den 60er Jahren verblasste auch der Stern vomjugendlichen Helden und anständigen Deutschen am Kinohimmel.Verpassten Gelegenheiten trauert der Leinwandliebling der spätenWirtschaftswunderjahre jedoch nicht nach. Damals galt der Filmsohnvon Hans Albers («Der Greifer») und Prototyp des anständigenDeutschen als möglicher Hollywood-Export. «Aber dann musst du immerdort sein. Und selbst dann bist du als Deutscher höchstens zweitesRad am Wagen.»
Neben einigen Edgar-Wallace-Filmen zum Geldverdienen war es nundas Fernsehen, das ihn forderte. Dabei war es vor allem eine Figur,mit der er bis heute identifiziert wird: die Rolle des KommissarsHaferkamp. Bis 1980 spielte er den nachdenklichen, gelegentlichmuffeligen «Tatort»-Ermittler. Früher als andere erkannte Felmyjedoch die Gefahr, dass sich ein Gesicht schnell abnutzen kann.«Früher sagten die Leute auf der Straße noch, 'Herr Felmy' zu mir,später hieß ich dann 'Haferkamp' und zum Schluss oft nur noch 'HerrKommissar' - da denkt man schon ans Aufhören.» Seinen Geburtstag willFelmy weit weg von seinem oberbayerischen Zuhause feiern. «Dann hauenwir für vier Tage ab und das Telefon wird abgestellt.»