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Hans Zimmers Soundtrack zum Simpsonfilm

Von Chris Melzer 02.08.2007, 13:49

Hamburg/dpa. - Als der Simpson-Film in Springfield, Vermont, seine Premiere feierte, wartete auf die geladenen Gäste eine besondere Leckerei. Eine Eisfabrik aus Burlington, Vermont, hatte extra eine neue Sorte kreiert: Doughnut. Der Gebäckkringel, der erst durch seine Glasur richtig lecker wird, wurde von den Filmemachern zum Symbol Homer Simpsons und auch des Films erhoben. Kein Wunder, dass ein Doughnut auch die CD schmückt: Die Musik soll die Glasur zum Film sein - die Geschmacksrichtungen sind allerdings sehr unterschiedlich.

Als die Nachrichten vom Film vor gut einem Jahr offiziell wurden, wurde vor allem Danny Elfman als Komponist der Filmmusik vermutet. Schließlich hatte 1989 der damals 36-Jährige die inzwischen legendäre Titelmelodie geschrieben. Oder Alf Clausen, der seit fast 20 Jahren Musik für die «Simpsons» schreibt, dafür neun Mal mit dem Emmy nominiert war und ihn einmal auch gewann. Als dann bekannt wurde, dass Hans Zimmer unter Vertrag genommen würde, gab es nicht wenig Skeptiker: Passt monumentale Filmmusik a la «Backdraft» oder «Crimson Tide» zu der gelben Verliererfamilie?

In der Tat hat Zimmer, vor 50 Jahren in Frankfurt geboren, den «Zimmer-Sound» erfunden und dabei Hollywoodhits wie «Pearl Harbor», «Last Samurai», «Gladiator» oder natürlich «Der Fluch der Karibik» begleitet. Er schrieb aber auch für Liebesfilme wie «Green Card», «Nine Months» und zuletzt «Liebe braucht keine Ferien». Komödien («Besser gehts nicht», «Spanglish», «Cool Runnings») sind ihm ebensowenig fremd wie Trickfilme («Madagascar», «Spirit», «Lauras Stern»). Und den Oscar bekam er 1994 schließlich für einen Disney- Klassiker: «Der König der Löwen».

Also doch keine so schlechte Wahl? Immerhin hat es Zimmer immer wieder geschafft, so gar nicht nach Zimmer zu klingen. Die Musik zu den «Simpsons» erinnert vielleicht am ehesten noch an seinen Score zu «An Everlasting Piece» («Mit oder ohne ­ Was Männer haben sollten») - ein Film, der wenig bekannt wurde und eine Filmmusik, die gänzlich ohne den Zimmer-Sound» auskommt. Gelegentlich, etwa bei «Why does everything I whip leave me?», glaubt man sogar den Altmeister Aaron Copland zu hören, der in Hollywoods Glanzzeit beschwingt-triumphale Filmmusik für die großen Technicolor-Abenteuer schrieb.

Quirlig-gelb wie die Filmfamilie wollte offenbar auch Zimmer sein. Klingt die bekannte Serienmelodie im orchestralen Sound noch fast getragen, ja regelrecht seriös, wechseln sich dann die Stücke ab und werden rockig («Release the hounds»), beschwingt («Worlds fattest fertilizer salesman») oder gar lieblich («ausgerechnet «Doomsday is family time»). Eine wunderbare Anspielung auf die Musik der Heldenserien der sechziger Jahre wie Batman ist «Spiderpig» und in «Barts Doodle» scheinen die kitschigen Trickfilme der Vierziger wieder aufzuerstehen.

Für beide gilt das gleiche wie für den Rest des Soundtracks: Spätestens nach dem zweiten Hören pfeift man sie mit. Das kann aber auch anstrengend sein: Elfmanns Thema war in den Neunzigern so allgegenwärtig, dass Marge in einer Folge von 1994 den die «Simpsons»-Melodie pfeifenden Bart zurechtwies: «Hör sofort auf mit dieser nervigen Melodie». Der sonst wenig brave Zehnjährige antwortet im englischen Original artig: «Jawohl, mein Mommerant!»