Hans Moser Hans Moser: «So etwas hat man oder nicht»

München/Wien/dpa. - Wie bei Heinz Rühmann, Partner in vielen Filmen, waren auch MosersFiguren offen für den Zuschauer - er war Volkskomiker,Menschendarsteller, Seelenschauspieler. Tatsächlich gilt Hans Moser,der am Dienstag (6. August) 125 Jahre alt geworden wäre, noch heuteals das Urbild des «echten Weaners». Am 6. August 1880 als Sohn desBildhauers Franz Julier in Wien geboren, sollte er ebenfallsBildhauer oder Maler werden. Er entschied sich jedoch für die Bühneund nahm den Nachnamen seines Lehrers, des Hofschauspielers JosefMoser, an.
Schon mit 17 Jahren ging er ans Theater und spielte inProvinzstädten in Böhmen, Mähren und Ungarn jugendliche Liebhaber undschüchterne Naturburschen. Sein großes komödiantisches Talent blieblange Zeit unentdeckt. Auch als er 1911 nach Wien zurückkehrte, trater in Vorstadttheatern in drittklassigen Possen auf. Erst der großeTheatermann Max Reinhardt entdeckte das überragende komische Talentund engagierte Moser 1925 für das von ihm geleitete Theater in derJosefstadt.
Von nun an war Mosers künstlerischer Aufstieg zum komischenMenschendarsteller und Volksschauspieler unaufhaltsam. In den 30erJahren begann auch seine große Karriere als Filmschauspieler. InFilmen wie «Das Ekel» (1939), «Hofrat Geiger» (1947), «HalloDienstmann» (1952) oder «Herrn Josefs letzte Liebe» (1959) machte ersein unverkennbares und unübertreffliches Nuscheln zur Attraktion undzum Markenzeichen. Hans Moser sah sein großes Talent eher schlichtund pragmatisch: «So etwas hat man oder nicht, ich hab's - Gott seiDank.»
Kleine rechthaberische Beamte, gutmütig grollende Haustyrannen undzornige Kleinbürger gehörten zu seinen Rollen in insgesamt über 50Filmen. Der kleine unscheinbare Mann wurde Publikumsliebling, nachdemer das 50. Lebensjahr bereits überschritten hatte. Seine Lebensrollefand er aber schon in den 20er Jahren: den Dienstmann, den er nachdem Krieg sogar mit großem Erfolg auf Englisch vor amerikanischeBesatzungssoldaten spielte.
In seinen letzten Lebensjahren bewies er, dass er die Menschennicht nur zum Lachen bringen konnte. Künstlerische Höhepunkte dieserZeit waren die Rollen des alten Weyring in Arthur Schnitzlers«Liebelei» und in Ferdinand Raimunds «Der Bauer als Millionär». SeinAltersstil war vor allem von einer enormen Reduktion derdarstellerischen Mittel gekennzeichnet. Seine Gesten waren sparsamund schlicht. Moser bestach allein durch die Bühnenpräsenz seinerPersönlichkeit.
Zum letzten Male stand Moser einige Monate vor seinem Tod alshimmlischer Kanzlist in Franz Molnars Vorstadtlegende «Liliom» imBurgtheater auf der Bühne. Der Schriftsteller und gefürchteteKritiker Hans Weigel urteilte damals unter der Überschrift «Diehimmlische Erfüllung»: «Ein kleiner Mann, über 80 Jahre alt, hat ineiner kurzen Szene an die Sterne gerührt. Er war nur er selbst undeben darum so himmlisch, wie es kein anderer außer ihm hätte seinkönnen.» Am 19. Juni 1964 stirbt Hans Moser in seiner HeimatstadtWien.