1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Händelfestspiele in Halle: Händelfestspiele in Halle: "Bridges to Classic" lockt tausende Besucher

Händelfestspiele in Halle Händelfestspiele in Halle: "Bridges to Classic" lockt tausende Besucher

Von manuela schreiber 15.06.2014, 19:59
Phil Bates bei seinem Konzert in der halleschen Galgenbergschlucht.
Phil Bates bei seinem Konzert in der halleschen Galgenbergschlucht. silvio kison Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Es waren schwarze Wolken, die am vorletzten Abend der Händel-Festspiele zu „Brigdes to Classic“ über der dicht mit Publikum gefüllten Galgenbergschlucht hingen. Sie allerdings sollten nicht als Symbol für den Verlauf dieses Festspiele stehen, sondern waren nichts anderes als einfach nur der Rest der Wolken, die am Nachmittag auch irgendwo in Halle ein paar Regentropfen haben fallen lassen.

Später zogen sie weiter, ein paar Sternlein kamen hervor, die Nachtigallen begannen im romantischen Felsenrund zu singen und das Publikum lauschte - zwar frierend, aber trocken - dem alljährlichen Ritual, wenn Brücken geschlagen werden zwischen Pop, Rock, Klassik und manchem musikalischen Edelkitsch, der irgendwo dazwischen liegt.

Phil Bates spielte auf

Allrounder Bernd Ruf hatte die bewährte Leitung inne und mit ihm legen sich auch die Staatskapelle Halle und die German Pops Band und Singers mächtig ins Zeug. Da gab es afrikanische Klänge als Intro, Sänger Phil Bates vom ELO Part II sang zur Breitwandinstrumentierung Songs aus jüngerer und ganz alter Zeit.

Anke Sieloff streute neben der berührend-rührseligen Pop-Ballade von John Lord „Waiting a while“ auch zwei Händel-Arien ins Crossover-Geschehen, dazwischen übertönte ein nettes Feuerwerk die Filmmusik von John Williams mehr, als dass es sie interpretierte. Es war also wie immer, die Picknickkörbe waren randvoll, Freunde trafen sich und Nachbarn, Politprominenz mit Oberbürgermeister Bernd Wiegand mischte sich darunter. Dennoch blieb die Stimmung eher kühl und der berühmte Funke wollte auch nach zwei Stunden nicht so recht überspringen.

Rund 45.000 Gäste haben die mehr als 100 Festspiel-Veranstaltungen im Haupt- und Rahmenprogramm gefunden, melden die Organisatoren des Händel-Festes. 45 Ensembles und Chöre, 33 Dirigenten und über 100 Künstler sorgten seit der Eröffnung am 5. Juni an 26 Veranstaltungsorten (22 davon in Halle und vier im Umland) für ein facettenreiches und hochkarätiges Programm, darunter fünf Händel-Opern.

Die Kartenauslastung liegt der Mitteilung zufolge bei knapp 80 Prozent. Da in diesem Jahr 1.600 Tickets mehr als in den Vorjahren im Verkauf waren, seien die absoluten Verkaufszahlen vergleichbar mit denen der Händel-Festspielen 2012 und 2011.

Lesen Sie auf Seite 2: Welche hochkarätigen Ensembles und Künstler die Saalestadt außerdem beehrt haben.

Der allerdings hatte sonst während der elf Tage dauernden und prall mit hochkarätigen Veranstaltungen gefüllten Festspiele mehr als gezündet. Täglich schlugen die Flammen der Begeisterung über die perfekt ausgewählten Ensembles aus der Crème de la Crème der Alte-Musik-Szene an den verschiedensten Veranstaltungsorten in und um Halle hoch empor. Noch am Samstag konnte dicht an dicht Großartiges erlebt werden. In der Händel-Halle riss Maestro Jordi Savall mit seinem sinnlichen Großprojekt „Krieg und Frieden im barocken Europa“ die Zuhörer mit, in dem er Okzident und Orient musikalisch verschmelzen ließ, türkische Musik der Barockzeit neben jüdische Klagegesänge, deutsche Motetten neben englische Anthems, Händel neben Lully, Anonymes neben Bekanntes stellte und damit eine musikalische Dichte mit seinen berühmten Ensembles erzeugte, die wahrlich den Namen Crossover oder Brückenschlag verdient hatte.

Der Nachmittag im ausverkauften Langschiff des Domes hatte noch einmal ganz und gar dem Festivalthema „Georg & Georg“ gehört und außerdem den Bogen zum berührenden Auftakt der Festspiele geschlagen. War dort die Trauermusik von Johann Mattheson auf das Ableben des ersten englischen Königs aus dem hannoverschen Geschlecht Georg I. bestimmend gewesen, stand nun am Ende der Festspiele seine Krönung. Prächtig musikalisch vorgetragen vom Stadtsingechor Halle, dem Knabenchor Hannover und dem schwungvoll wie feinfühlig aufspielenden Ensemble Alta Ripa unter Leitung von Jörg Breidling, versetzte es die Zuhörer in die Westminster Abbey des Jahres 1717.

Die einprägsame Wortwahl samt Vortrag durch Sprecher Stefan Wiefel trug neben der Musik unter anderem von Tallis, Purcell, Blow, Child und Blow und am Ende als Zugabe natürlich noch Händel wesentlich dazu bei, ein festliches, ja erhabenes Gefühl zu erzeugen.

Hohe und höchste Qualität

Doch emotional hoch her ging es nahezu während des gesamten Festivals, ob bei der diesjährigen Händel-Produktion des Opernhauses Halle „Arminio“, den Galakonzerten mit Julia Lezhneva oder mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment, der Goethe-Theater-Produktion in Bad Lauchstädt „Riccardo Primo“, dem Oratorium „Messi-ah“ mit dem polnischen Ensemble Capella Cracoviensis oder der Serenata „Il Parnasso in festa“ in der umwerfenden Darbietung durch das La Cetra Barockorchester Basel und eine Riege von jungen Spitzensängern, um nur einiges noch einmal zu nennen. Es ist die hohe und höchste musikalische Qualität, die ein Garant für den Erfolg dieses Musikfestes ist und bleiben muss.