Händel-Festspiele Händel-Festspiele: Mitglieder von Procol Harum kommen nach Halle

Halle (Saale)/Berlin - Die Überraschung hatte sich Clemens Birnbaum für das Ende seiner Präsentation am Mittwochabend in der bestens besuchten Berliner Landesvertretung Sachsen-Anhalts aufgehoben, als Trüffel für die Torte gewissermaßen, die man in Halle in diesem Frühsommer den Musikfreunden des In- und Auslandes zu reichen gedenkt – und den Hallensern natürlich, denen ihre Händel-Festspiele ans Herz gewachsen sind.
Wenn am 11. Juni, kurz vor Toresschluss des Festes, das vom 27. Mai bis zum 12. Juni dauert, zum traditionellen Open-Air-Konzert „Bridges to Classics“ in die hallesche Galgenbergschlucht gebeten wird, werden neben der von Bernd Ruf dirigierten Staatskapelle Halle auch die Herren Gary Brooker und Geoff Whitehorn auf der Bühne stehen. Die beiden gehören zur britischen Rockband Procol Harum, Brooker hat sie 1967 mitgegründet, die der Superheuler „A Whiter Shade of Pale“ ist unvergessen.
Aber das ist natürlich nicht alles, was die Händel-Festspiele zu bieten haben. Clemens Birnbaum packte einige seiner Programmhöhepunkte aus, unter anderem assistiert von Katharina Bäuml, die nicht nur großartig mit der Schalmei umzugehen weiß und sich erkundigt hat, welche Musik eigentlich Händel hörte, sondern auch das Zeug zu einer guten Entertainerin hat. Auch Bernhard Forck, der Musikalische Leiter des Händel-Festspielorchesters, war gemeinsam mit drei Musiker-Kollegen gekommen, Christina Siegfried stand Rede und Antwort, die sich als Geschäftsführerin um die Barockmusikpflege in Mitteldeutschland kümmert: Neben Händel sind dort schließlich auch Bach, Telemann und Schütz zu Hause.
Und schließlich fehlte auch Tobias Wolff nicht, der Geschäftsführer der Schwester-Festspiele in Göttingen, mit denen die Hallenser um Birnbaum regen Austausch pflegen. Das ist sinnvoll und findet allgemeinen Beifall. Einzig Wolffs selbstbewusste Feststellung, sein Händel-Festspielorchester, das jährlich aus Klangkörpern rund um den Globus zusammengecastet wird, sei das beste überhaupt, konnte natürlich nicht unwidersprochen bleiben. Bernhard Forck, der das hallesche Orchester leitet, das sich aus Musikern der Staatskapelle rekrutiert, hat die Göttinger Attacke allerdings sportlich genommen, was sicher weise war. Er wird zu den halleschen Festspielen unter anderem ein Konzert mit der Sopranistin und Händelpreisträgerin Romelia Lichtenstein vom Opernhaus Halle dirigieren. Und dass es keinen Krach mit Göttingen gibt, dafür sorgen schon die gemeinsamen Projekte – „Händels Hamster“, ein Puppenspaß für Kinder und Erwachsene, den Neville Trenter inszeniert, spielt mit dem Gedanken, nicht Händel, sondern eben sein Hamster habe das Zeug zum Komponistengenie gehabt.
So viel Humor, man wird ihn auch an anderen Stellen des Programms finden, trauen die Händel-Freunde sich und ihrem Publikum zu. Aber überhaupt: Humor kann dem Land wahrhaftig nicht schaden in diesen Zeiten. Sogar Staatssekretär Michael Schneider, der Chef der Landesvertretung, zeigte welchen bei seiner Begrüßung: „Wir leben in spannenden Zeiten“, sagte er. Pause. Die Gäste kicherten. Aber nein, er habe keineswegs den Ausgang der Landtagswahl gemeint, sondern im Ernst das Künstlerische, das dieser Tage im Land der Frühaufsteher überreich abzuholen war und ist: Weill-Fest, die Ausstellung „Magie des Augenblicks“ in der Moritzburg Halle, die Telemann-Festtage in Magdeburg. Da hat Schneider allerdings Recht. Man soll es nicht vergessen, worin der Reichtum dieses kleinen Landes Sachsen-Anhalt besteht. Und seine einzige Chance: Kunst, Kultur und Bildung.
Das Programm der Händel-Festpiele im Internet: