Händel-Festspiele Händel-Festspiele: Das weiche Wasser bricht den Stein

Halle (Saale)/MZ/AHI - Die tragischeGeschichte der Nymphe Galatea, die von demSchäfer Acis und dem Zyklopen Polyphem zugleichbegehrt wird, hat Georg Friedrich Händel vonItalien bis nach England begleitet: Seineerste Serenata "Aci, Galatea e Polifemo" schrieber als erst 23-Jähriger in Neapel, die dritteund letzte Variante vollendete er 25Jahrespäter in London. Dass er dort auf eine größere,um einen Chor bereicherte Besetzung zugreifenkonnte, verhilft der späteren Variante zugrößerer Popularität. Wie schön und reif sichaber auch schon das Jugendwerk darstellt,zeigte nun die Aufführung nach der HallischenHändel-Ausgabe, die von Briten - und nichtvon Italienern nach Halle gebracht wurde.
The English Concert stand am Mittwoch im Mittelpunktdes Geschehens, nachdem es am Abend zuvormit dem "Occasional Oratorio" ein großes Vokalwerkaus Händels Feder präsentiert hatte. Im Domging es unter der Leitung von Harry Bicketwesentlich intimer zu, lediglich drei Solistenteilten die Liebesgeschichte unter sich auf.So war die Aufmerksamkeit für das Orchestergrößer - und die schon unter ihrem GründerTrevor Pinnock zu halleschen Stammgästen avanciertenMusiker rechtfertigten diese Rolle in jederSekunde. Es war eine reine Freude, den lautmalerischenÜbersetzungen der Arientexte zu lauschen,die den poetischen Bildern von Wasser undFelsen, Vogel und Schlange musikalische Entsprechungenlieferten und so die arkadischen Metaphernbeglaubigend verstärkten.
Ein Kunstgriff Händels ist es, dass er nichtdie umschwärmte Halbgöttin, sondern ihrenirdischen Verehrer mit der höchsten Stimmlagebegabt und so die Frau buchstäblich zwischenden beiden Männern stehen lässt. In der Besetzungmit der Sopranistin Sophie Bevan, der MezzosopranistinMarina de Liso und dem Bass Joao Fernandesaber fehlte die ideale Balance: Zwar trugPolifemo tatsächlich jene donnernden Felsenin seiner Brust, mit denen er am Ende denWidersacher erschlagen sollte. Acis aber neigtein der Höhe zu schrillen Tönen, die seinerSanftmut widersprachen - und Galatea sangihre dunklere Lage mit einem maskulinen Kern,der sie eher für die barocken Hosenrollenempfiehlt. Dennoch durfte man sich immer wiederüber Glanzpunkte freuen, die im hinreißendenTrio "Chi ben ama" gipfelten. Dass Händelmit diesem Spiel zwischen Quelle und Gerölleine frühe Vorlage für die friedensbewegteHymne "Das weiche Wasser bricht den Stein"geschrieben habe, war beim Verlassen des Domszu vernehmen ... Nicht die falscheste Deutung!