Handel Handel: Discount-Kunst bei Aldi

Mülheim/Köln/dpa. - Renner waroffenbar das Blatt des Beuys-Schülers Felix Droese (53), der nacheigenen Angaben für den Discounter 20 000 Werke signiert hat. Bereitsam Vormittag tauchten einzelne der gerahmten Arbeiten aus der Aldi-Galerie bei dem elektronischen Auktionator e-bay für 19,99 Euro auf.
Neben den Offset-Drucken des prominenten Düsseldorfers Droese, derbereits auf der Documenta Kassel und der Biennale Venedig ausgestellthat, wurden im Aldi-Werbezettel («Kunst-Galerie!») eine abstrakteFarbkomposition von Georg Schädel und eine gefällige Mittelmeer-Szenevon Carola Steege angeboten. Aldi-Filialleiter oder Kassiererinnenhüllten sich zum begehrten Kultur-Angebot in Schweigen: «Wir dürfenleider keine Auskünfte erteilen!» Das Kunst-Angebot sei«Betriebsgeheimnis - auch von der Menge her». TV-Kameras mussten vorder Türe bleiben; die Zentrale von Aldi-Süd in Mülheim an der Ruhrgab sich ebenfalls verschwiegen.
Angesichts des wohl unerwarteten Runs auf die Discount-Kunst gabes statt Schnäppchen für viele Kunstfreunde lange Gesichter: «Ich warin einigen Läden, hab nichts mehr bekommen», meldete eine sportliche53-jährige Kunstliebhaberin in Düsseldorf, die erfolglos mit ihremFahrrad auf Kunsttour gegangen war. Im hessischen Bad Vilbel bliebvon insgesamt 14 angebotenen Motiven am Vormittag kein Stück mehrliegen, auch das Lager war leer. «Es gab nur noch Stillleben, Toskanaund die griechischen Inseln», meinte eine enttäuschte Kundin, dieeher für Abstraktes schwärmt.
Die 47 Jahre alte Kölner Kauffrau Anne Lehnert fandzwar nicht mehr ihren Favoriten aus dem Aldi-Prospekt, aber einanderes Motiv, «das farblich in mein Büro passt». «Zum Glück hatteich heute die ersten beiden Stunden frei», freute sich die BottroperLehrerin Sabine Sander, die aus der Zeitung von der Kunst-Angeboterfahren hatte und fündig geworden ist.
Auch ungewöhnliche Koalitionen von Kunstfreunden («Kommen Sie, ichweiß, wo sie stehen!») wurden beobachtet, die ohne Zögern den ganzenBilderstapel im Karton auf einmal kauften und anschließend die«Beute» untereinander aufteilten. Ein doch etwas gesprächigererFilial-Leiter in der Rolle des überraschten Aldi-Galeristen: «Das istdoch ein schöner Erfolg für den Anfang.»