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Hamburg Hamburg: Vom Armenviertel in Brasilien auf die Bühne

Von Ada von der Decken 03.09.2007, 05:47
«Born to Samba - Ritmo do Brasil»-Sänger Bule-Bule mit zwei Tänzerinnen in den «Fliegenden Bauten» in Hamburg (Foto: dpa)
«Born to Samba - Ritmo do Brasil»-Sänger Bule-Bule mit zwei Tänzerinnen in den «Fliegenden Bauten» in Hamburg (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. ­ - Wenn die Brasilianerin Paloma auf der Bühne steht, ist ihr nicht anzumerken, dass ihr Weg zum Erfolg mit vielen Hindernissen verbunden war. Die fröhliche Schönheit singt, tanzt, strahlt und begeistert mit ihrer Stimme zu Sambaklängen das Publikumin den Fliegenden Bauten in Hamburg. «Born to Samba - Ritmo doBrasil» heißt die mitreißende Show, die am Sonntagabend in derHansestadt ihre Weltpremiere feierte.

Unter der Leitung von Regisseur Toby Gough («The Bar at BuenaVista», «Bollywood - The Show») traten Tänzerinnen und Tänzer ausSalvador sowie Künstler aus drei Musikergenerationen auf. DieBrasilianer steckten die rund 600 Zuschauer mit ihrer Leidenschaftfür Musik an. Viele applaudierten im Sambatakt und tanzten währendder langen Zugabe ausgelassen mit. Besonderen Beifall erntete dieatemberaubende Capoeira-Einlage, die fünf junge Männer darboten.Capoeira ist ein «Kampftanz», der Akrobatik, Kampfsport, Rhythmik,Reaktionsfähigkeit und Improvisation vereinigt.

Fast alle der Darsteller kommen von der Musikschule Pracatum -ein Sozial- und Musikförderungsprojekt des auch in Deutschlandbekannten Musikers Carlinhos Brown. Pracatum liegt mitten in demElendsvierte Candeal in Salvador, der Hauptstadt des nordöstlichenBundeslandes Bahia, der von der Kultur der Nachfahren afrikanischerSklaven am stärksten geprägten Region Brasiliens. Dort wurde Brown1962 geboren. Die Idee zur Gründung der Schule kam ihm Anfang der80er Jahre, als er nach der Rückkehr von einer Tournee erfuhr, dasssechs seiner Freunde bei einer Polizeirazzia erschossen worden waren.«Die Musik hat mir das Leben gerettet», sagte er einmal. Mit Musikwill er nun auch anderen Menschen das Leben retten.

Auch die talentierte Paloma wurde vor fünf Jahren an derMusikschule entdeckt und zu einer gefeierten Nachwuchssängerinausgebildet. Von einer solchen Karriere hatte sie als Kind nicht zuträumen gewagt. «Es ist ein Wunder!», beschrieb sie dem Publikumihren Lebensweg.

Zu sehen ist die Show in Hamburg noch bis zum 14. Oktober. Danachgeht sie auf Europa-Tournee und führt unter anderem nach Berlin,München, Frankfurt, Zürich und Wien.