Hamburg Hamburg: Henri Nannen Preis an Top-Journalisten verliehen

Hamburg/dapd. - Für herausragende journalistische Leistungen istam Freitagabend auf einer Gala im Hamburger Schauspielhaus zumsiebten Mal der Henri Nannen Preis verliehen worden. Mit dem Preis,der jährlich vom Verlag Gruner+Jahr und dem Magazin «Stern» vergebenwird, wurden die besten Beiträge des Jahres 2010 in den KategorienReportage/Egon-Erwin-Kisch-Preis, Dokumentation, Investigation,Humor sowie Fotoreportage ausgezeichnet. Zudem wurde ein Sonderpreisder Jury vergeben. Die nach dem Bildnis des 1996 verstorbenen«Stern»-Gründers Henri Nannen gefertigten Bronzeskulpturen, kurz«Henri» genannt, wurden unter anderem von BundesarbeitsministerinUrsula von der Leyen (CDU) überreicht.
Der «Henri» für das publizistische Lebenswerk ging in diesem Jahran den Journalisten, Sachbuchautor und Sprachkritiker WolfSchneider. Der 85-Jährige arbeitete lange für den «Stern», späterwar er Chefredakteur der Tageszeitung «Die Welt». Von 1978 bis 1995leitete er die Hamburger Journalistenschule, die später nach HenriNannen benannt wurde. Die Laudatio hielt RTL-Anchorman PeterKloeppel, der in jungen Jahren selbst ein Schüler von Schneider war.
Wolf Schneider sei «kein Mann der leisen Töne», erinnerte sichKloeppel daran, wie dieser einst seine Texte verrissen habe. «Damalsdachte ich, zum Teufel mit ihm!», sagte Kloeppel. Aber man müsse ihmlassen, dass er mit seiner Kritik meistens recht gehabt habe:«Fröhliches Streiten macht ihm großen Spaß, recht haben erst recht!»Schneider habe stets der deutschen Sprache zu ihrem Recht verhelfenwollen. «Ich bin überwältigt, diesen Preis zu bekommen - und ertrifft auch wahrlich nicht den Falschen», sagte Schneider selbst inseiner Dankesrede. Schließlich sei er der wohl letzte im Saal, derdas journalistische Handwerk noch von Nannen selbst gelernt habe.
Zwtl: Fotograf Vanfleteren widmet Preis getötetem Kollegen
Für besondere Verdienste um die Pressefreiheit wurde diefranzösische Zeitung «Le Canard enchainé» geehrt. Das 1915gegründete, investigative und satirische Wochenblatt verfolge seitjeher die Linie einer vollkommmen unabhängigen, nur der Wahrheitverpflichteten Berichterstattung, hieß es in der Begründung. DasBlatt habe zahlreiche Skandale in Frankreich aufgedeckt. Die Macherdes Blattes nahmen den Preis jedoch nicht an: «Wir sind Anarchistenund lehnen Preise ab!» Allein «die Ehre» wollte die Abordnung des«Canard» gerne entgegennehmen. Das Preisgeld soll jeweils zur Hälftean eine deutsche und eine französische Journalistenorganisationgehen.
Den ersten Platz in der KategorieReportage/Egon-Erwin-Kisch-Preis gewann René Pfister vom Magazin«Der Spiegel» für eine Geschichte über Horst Seehofer. WeiterePreise gingen an Christine Kröger «Weser-Kurier» (Investigation),eine Gruppe von elf «Spiegel»-Journalisten (Dokumentation), HansZippert «Die Welt» (Humor) und Stephan Vanfleteren «DU - Zeitschriftfür Kultur» (Fotoreportage). Vanfleteren widmete seinen Preis demebenfalls nominierten und vor kurzem bei der Arbeit in Libyengetöteten «Stern»-Fotografen Tim Hetherington. Der Sonderpreis derJury ging an Susanne Leinemann vom «Zeit Magazin» für die Chronikeines brutalen Raubüberfalls, dessen Opfer sie selbst wurde.
Für den mit insgesamt 35.000 Euro dotierten Henri Nannen Preishatten sich Journalisten mit 791 Beiträgen aus 196 Print- undOnlinepublikationen beworben. Im Vorjahr waren 878 Bewerbungeneingegangen.