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Uwe Pfeifer wird 75 Hallescher Romantiker

Der Maler und Grafiker zeigt zum Jubiläum neue Werke in der Gaerie Zaglmaier Halle

Von Andreas Montag 14.02.2022, 10:00
Uwe Pfeifer in seinem Atelier in Halle
Uwe Pfeifer in seinem Atelier in Halle Foto: Andreas Stedtler

Halle/MZ - Sein Alter traut man ihm nicht zu. Er wirkt drahtig und ist agil wie ein Junger. Obendrein fleißig, wovon man sich in der Galerie Zaglmaier in Halles Großer Steinstraße überzeugen kann. Dort hat man dem Jubilar eine schöne Ausstellung mit überwiegend neuen, zumeist kleinformatigen Werken gewidmet, die bis zum 19. März zu sehen ist. Es scheint, als würde Uwe Pfeifer, der an diesem Montag seinen 75, Geburtstag feiert, immer noch besser. Das hat vor allem mit dem ausgefeilten Handwerk zu tun, das der Maler und Grafiker freilich schon immer aus dem Effeff beherscht. Hinzugekommen ist bei aller Unruhe, die den Bilderarbeiter natürlich antreibt, eine tiefe Gelassenheit. Pfeifer muss niemandem mehr etwas beweisen - außer sich selbst. So „thront“ er in seinem Atelier hoch oben über seiner Stadt, das einen atemberaubenden Dreiseitenblick bietet. Und ist doch nahe dran: „Ich habe mich immer für die Kunst interessiert - und für die Wirklichkeit“, sagt er. Stimmt. Man kann das anhand seiner Bilder mühelos nachprüfen. Zudem ist der vor Ort geborene Pfeifer ein Hallenser, wie er im Buche steht: Kurz und bündig in der Ansprache, fast etwas maulfaul, aber mit trockenem, hintergründigem Humor. Den bekommen die Menschen hier als Willkommensgruß in die Wiege gelegt. Und wer als Zugereister das Verbindliche, auch Herzliche hinter der vermeintlichen Sprödigkeit zu erkennen vermag, darf sich angekommen fühlen in dieser Stadt. Als Uwe Pfeifer, auf den man in den 1980er Jahren auch im Westen aufmerksam geworden war, nach der Zeitenwende von 1989/90 geraten wurde, sich um einen Galeristen im Westen zu bemühen, kam es tatsächlich zu einem Gespräch. „Herr Pfeifer, „sie fangen ja nun bei Null an“, stellte der Mann zu Beginn behäbig fest. „Da war dann auch gleich Feierabend“, sagt der Maler. Nein, einen neuen Start hatte der gestandene Pfeifer wahrhaftig nicht nötig. Vieles von dem, worüber jetzt vermehrt gesprochen wird, habe er auch früher schon, in der DDR, gesehen und gemalt, sagt er. Seine kargen, zu Herzen gehenden Halle-Neustadt-Bilder, mit denen der Absolvent der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst früh berühmt geworden ist, beweisen es. Auch Überfluss und Überdruss hat Pfeifer beizeiten zu seinen Themen gemacht. Das Politische sei stets dabei in seinem Werk - nicht aber die reine Ideologie „wie bei Willi“ (gemeint ist Sitte). Dem steht schon Uwe Pfeifers Selbstbeurteilung entgegen: „Ich sehe mich als Romantiker“, sagt er. Zur Romantik gehört die Sehnsucht nach dem Schönen, dem Vollkommenen. Mit Idyllen-Malerei hat das nichts zu tun. Man muss mit Bildern ins Gespräch kommen, dann merkt man schnell, wes Geistes Kind der Maler ist - und lernt sich dabei selbst ein bisschen besser kennen. Allerdings gilt auch, was Pfeifer von seinem Lehrer Wolfgang Mattheuer zu hören bekam: „Nacht jedes Bild ist jedermanns Bild.“ In der Galerie Zaglmaier kann man die Probe machen. Da zieht einen der prächtige „Sonnenuntergang Neustadt“ an. Um den zu sehen, musste der Künstler das Atelier freilich nicht verlassen. Mehrere, fein gearbeitete Stadtansichten von Venedig und Brockenlandschaften belegen indes, dass es Pfeifer auch hinauszieht, während das Bild eines schlafenden Obdachlosen und besonders die Lithografie „Glanzvolle Zeiten“ nüchtern-sarkastisch auf den Zeitgeist zielen. Zwei dralle, kaum verhüllte Barbie-Schönheiten konkurrieren hier kläffend miteinander, während alte, gebrechliche Menschen und ein Kind im Hintergrund fast verschwinden. Hinreißend aber ist die „Herbstliche Flora“, das Aktbildnis einer nicht mehr ganz jungen Frau, die mit ihren schweren, hängenden Brüsten doch voller Anmut, Heiterkeit und Würde ist. Auch hierzu ist Uwe Pfeifer zu beglückwünschen.