Halle Halle: Der Maler Ebert als Burgherr
HALLE/MZ. - Bei seiner Witwe Else Ebert, in den Herzen seiner Bewunderer und Freude, die Dichterin Sarah Kirsch und der Grafiker Helmut Brade darunter, ist er freilich immer gegenwärtig gewesen. Große Ausstellungen hat ihm die hallesche Moritzburg ausgerichtet, eine in seinem Sterbejahr 1976, eine weitere ein Vierteljahrhundert später. Jetzt, endlich, gibt es ein Kabinett im neugestalteten Landeskunstmuseum am Friedemann-Bach-Platz, das Ebert gewidmet ist und Gemälde wie auch Grafiken dauerhaft zeigen wird. Am Sonntag, seinem 103. Geburtstag, ist die Schau eröffnet worden, und gleich am ersten Tag waren es Hunderte, die ihm ihre Aufwartung machen wollten.
Sohn kleiner Leute
Albert Ebert, 1906 als Sohn kleiner Leute in Halle geboren und erst mit 40 Jahren zur Malerei gekommen, ist ein Sonder- und ein Glücksfall zugleich. Ließe sich das Wort "hallesch" steigern - Ebert müsste der halleschste aller Maler in dieser an Künstlern so reichen Stadt genannt werden. Dabei wird man ihm mit dem alleinigen Bezug auf seine geliebte Stadt nicht hinreichend gerecht. Eine solche Einordnung Eberts als hallescher Kleinmeister und schrulliger Naiver verkürzte die Perspektive und schmälerte den Wert seines Werks. Tatsächlich war Ebert ja ein fantastischer Realist - eine Kategorie, mit der die Kulturverweser der DDR garantiert wenig anzufangen wussten. Realismus war ja gewünscht, aber die Sujets dieses Malers waren doch sonderbar! Zum Ansporn der werktätigen Massen im sozialistischen Sinne taugten sie jedenfalls nicht: Keine Erntekapitäne auf dem Mähdrescher, keine verschwitzten Bestarbeiter in der Dusche...
Stattdessen ein Heizer in seinem finsteren Keller, dem eine Kapelle und hübsche Engel zum Geburtstag aufspielen. Marktfrauen gibt es und Akte, schwarz gekleidete Menschen auf dem Friedhof zum Totensonntag... Und Kinder, immer wieder Kinder. Eberts überwiegend kleinformatige Gemälde sind oftmals sehr dunkel und transportieren zugleich doch soviel Licht, Freundlichkeit und Herzenswärme, dass sie den Betrachter immer auf's Neue in ihren Bann ziehen. Die Dauerausstellung in der Moritzburg wird Eberts Zauber mit klugen Mitteln gerecht. An Edelstahl-Stäben, die vom Boden bis zur Decke des Kabinetts reichen, sind bewusst schlicht gehaltene, doch edle Träger angebracht, vor dem hellen, neutralen Hintergrund treten die Bilder kraftvoll hervor.
Anders, weniger zurückhaltend inszeniert, würde den Gemälden und Grafiken nicht nur Wirkung genommen werden, der Eindruck könnte sogar überladen und kitschig sein. So aber strahlen die Bilder, darunter der wunderschöne "Akt auf rotem Hocker", der zwei Jahre vor Eberts Tod entstanden ist, in all ihrer sinnlichen Unschuld und zeitlosen Schönheit. Klug ist auch die Auswahl des Gezeigten, darunter sehr schöne Grafiken zur Literatur, etwa von Peter Hacks. Die Schau kann ja nur einen Ausschnitt des Werkes zeigen, das allein mehr als tausend Gemälde umfassen soll. Ebert hat gern geschenkt oder für kleines Geld verkauft, er ist jahrelang eher arm, keinesfalls vermögend gewesen.
Bilder wie Perlen
Aber nun ist er doch noch ein Burgherr geworden, in bester Gesellschaft der edlen Expressionisten-Sammlung von Hermann Gerlinger. "Meine Bilder werden sie mal suchen wie kostbare Perlen", hat Ebert einmal zu seiner Frau gesagt. Und so ist es auch gekommen.
Stiftung Moritzburg, Di 10-20.30, Mi-So und feiertags 10-18 Uhr; Dauerausst.: fünf, erm. drei Euro, bis 18 Jahre frei