Gustav Knuth zum 100. Geburtstag Gustav Knuth zum 100. Geburtstag: «Eiserner Gustav» und «Große Freiheit Nr.7»
Hamburg/dpa. - Gustav Knuth war ein Schauspieler von außergewöhnlichem Format,den die Lust am Spiel schon in jungen Jahren ins Theater getriebenhatte. Dabei beeindruckte er weniger mit mimischem und gestischemFeuerwerk, sondern strahlte vor allem Vertrauen aus. So wurde er eingefragter Charakterdarsteller im klassischen und modernen Fach undtrat an den ersten deutschsprachigen Bühnen auf. Gleichzeitig erranger mit seinen zahlreichen Film- und Fernsehrollen Volkstümlichkeitund Popularität.
Der Mime, 1901 als Sohn eines Zugführers in Braunschweig geboren,hat es nicht bereut, mit 17 Jahren von zu Hause ausgerissen zu sein,um als jugendlicher Komiker sein erstes Engagement im StadttheaterHildesheim anzutreten. «Ich könnte mir nicht denken, dass ich ineiner anderen Welt als der des Theaters leben könnte», sagte Knuthan seinem 80. Geburtstag. Er starb am 1. Februar 1987 im Alter von85 Jahren in Zürich.
In die Theatergeschichte ging er mit großen Darstellungen vor undnach dem Krieg am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, amStaatstheater Berlin und am Schauspielhaus Zürich ein. Er spielteunter Gustaf Gründgens, Jürgen Fehling und Heinz Hilpert. Zu seinenBühnenrollen gehörten der Großinquisitor in Schillers «Don Carlos»,der Dorfrichter Adam in Kleists «Der zerbrochene Krug» und derNewton in Dürrenmatts «Die Physiker».
Knuths Karriere auf der Kinoleinwand begann 1935 mit der Komödie«Der Ammenkönig». Es sollten über 90 Filme folgen, von denen vieleeinem großen Kinopublikum unvergessen geblieben sind. Dazu gehörenHelmut Käutners «Große Freiheit Nr. 7» (1944) mit Hans Albers, «Derfröhliche Weinberg» (1952) nach Carl Zuckmayer, «Die Ratten» (1955)von Robert Siodmak mit Maria Schell oder die «Sissi»-Filme (1955/57)mit der jungen Romy Schneider. Unvergessen auch seinerzkomödiantischer Auftritt in «Ich denke oft an Piroschka» (1955)mit Liselotte Pulver. Er selbst hielt Käutners «Unter den Brücken»(1945) für seinen besten Film.
Seit 1960 war Knuth auch im Fernsehen ständiger Gast. Vor allemin Serien steigerte er seine Beliebtheit beim Publikum: SeinTierarzt Dr. Hofer in «Alle meine Tiere» setzte 1965 Maßstäbe fürFamilienserien im Fernsehen. Später folgten unter anderem «SaltoMortale» (1969-71), «Die Powenzbande» (1974) und «Der eiserneGustav» (1979) nach Hans Fallada unter der Regie von WolfgangStaudte. Sein Talent als Volksschauspieler ließ Knuth auch zu einembeliebten Gastgeber der frühen Talk-Show «Künstlerstammtisch»werden. Dort versammelte er berühmte Kollegen um sich und brachtesie zum Plaudern.
Mittlerweile verblasst der Ruhm des großen Mimen langsam: «Diejüngere Generation wird ein wenig vergessen haben, was Gustav Knuthalles geleistet hat», sagt ARD-Sprecher Bernhard Möllmann. «Ertaucht kaum noch im Programm auf.»