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Günter Grass verurteilt Dresdner Brückenbau

09.12.2007, 14:15

Dresden/dpa. - Literaturnobelpreisträger Günter Grass hat am Sonntag in Dresden den Bau der umstrittenen Waldschlößchenbrücke im UNESCO-Welterbe Elbtal scharf verurteilt. Am Samstag waren unter Protesten von Bürgerinitiativen alte Eichen an der Brückenbaustelle gefällt worden.

«Da wird mutwillig etwas in Frage gestellt, was nicht nur den Dresdnern gehört, Dresden gehört ganz Deutschland», sagte der 80-jährige Schriftsteller am «Tatort» unter dem Beifall von rund 500 Demonstranten. Grass setzte dann als Erster seinen Namen unter den jüngsten Aufruf dreier Bürgerinitiativen für einen Tunnel als Alternative. Darin wird auch die Frage nach Deutschland und seiner Vertragstreue gegenüber der Weltorganisation gestellt. Die UNESCO wird dem Dresdner Elbtal den Welterbe-Titel voraussichtlich aberkennen.

Gerade wegen der Aufbauleistung nach der grauenhaften Zerstörung Dresdens 1945 «muss man besonders zornig und aufmerksam sein, damit diese Art von Zerstörung sich nicht wiederholt». Neben der Politik machte Grass die in Deutschland «wohlbekannte Lobbypolitik» für die Situation verantwortlich. «Es ist die Lobby, die hineinregiert, die Gesetze bestimmt», kritisierte Grass. Es seien nicht die gewählten Volksvertreter, es seien die Wirtschaftsverbände. Auch in diesem Fall werde beschämenderweise in der Demokratie die Hilfe einer starken Lobby gesucht, um etwas durchzusetzen, gegen den Bürgerwillen.