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Günter Grass Günter Grass: Neue Verse provozieren wieder Israel

30.09.2012, 19:51
Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass. (ARCHIVFOTO: DPA)
Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass. (ARCHIVFOTO: DPA) dpa

lübeck/dpa. - Der Band kommt dieser Tage in den Buchhandel.

Vanunu hatte 1986 im Ausland das geheime Nuklearprogramm Israels öffentlich gemacht. Der israelische Geheimdienst Mossad lockte ihn danach nach Rom und entführte ihn per Schiff nach Israel, wo er vor Gericht kam. In seinem Gedicht ruft Grass zwischen den Zeilen zum militärischen Geheimnisverrat auf - überall dort in der Welt, wo Vernichtungswaffen hergestellt werden. Bereits im April hatte Grass mit dem Gedicht "Was gesagt werden muss" Israels Regierung verärgert. Innenminister Eli Jischai sprach gegen den deutschen Dichter ein Einreiseverbot aus. Grass hielt in dem Text Israel vor, mit seinen Atomwaffen den ohnehin brüchigen Weltfrieden zu gefährden und das Recht auf einen militärischen Erstschlag gegen Irans Atomanlagen zu beanspruchen.

Grass hat die zunächst in der "Süddeutschen Zeitung" veröffentlichte Fassung des Gedichts für den neuen Gedichtband überarbeitet: So heißt es jetzt nicht mehr, die "Atommacht Israel" gefährde den Weltfrieden, sondern "die gegenwärtige Regierung der Atommacht Israel".

Inzwischen kritisierte der Verband hebräischsprachiger Schriftsteller in Israel das neue Gedicht scharf. Der 84-Jährige betreibe eine "obsessive Kampagne zur Beschämung Israels", teilte der Vorsitzende des Verbands, Herzl Chakak, am Sonntag mit. Grass spreche dem jüdischen Staat auch das Recht auf Selbstverteidigung ab. "Würde Grass gegen die nukleare Aufrüstung des Irans aktiv werden, könnte er so die Spuren des Hakenkreuzes auf seiner Kleidung löschen", teilte Chakak weiter mit. "Aber sein Kreuzzug gegen das jüdische Volk und Israel geht weiter, und dafür kann man ihm nicht vergeben."