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Ehrung zum 85. Geburtstag Großer Bahnhof für Wolf Biermann

Feier mit Noch-Kanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

Von Andreas Montag 18.11.2021, 11:17
Oliver Reese (r.), Intendant des Berliner Ensembles, schenkt Wolf Biermann ein Stück des historischen Bühnenbodens, auf dem noch Helene Weigel stand.
Oliver Reese (r.), Intendant des Berliner Ensembles, schenkt Wolf Biermann ein Stück des historischen Bühnenbodens, auf dem noch Helene Weigel stand. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlin/MZ - Nun, zur öffentlichen Feier von Biermanns 85. Geburtstag im Berliner Ensemble (BE), waren die Noch-Kanzlerin und Biermann-Freundin Angela Merkel (CDU), ihr designierter Nachfolger Olaf Scholz (SPD) sowie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gekommen, dazu dessen Vorgänger Joachim Gauck. Und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), der seine letzten Amtsrunden dreht und in den Bundestag wechselt.

„Wie nah sind uns manche Tote, doch / Wie tot sind uns manche, die leben.“

Wolf Biermann in „Der Hugenottenfriedhof“

Für ihn hatte Biermann, liebenswert frech wie immer, noch „einen letzten Parteiauftrag“: Müller solle für ihn, den Sänger, und seine Frau Pamela Plätze auf dem Hugenottenfriedhof besorgen. Dort sind Freunde wie Feinde Biermanns bestattet, dort will er selbst einmal hin, um mit ihnen im Gespräch zu sein. Der Dorotheenstädtische Friedhof, wie er offiziell heißt, liegt an der Chausseestraße in Berlin-Mitte und ist eine Promi-Ruhestätte. Bertolt Brecht und Helene Weigel ruhen hier, auch „die Lichtgestalt“ Johannes R. Becher, wie Biermann den Textautor der DDR-Nationalhymne spöttisch nennt. Und dann singt der Barde seine Ballade vom Hugenottenfriedhof, eine seiner schönsten „.Wie nah sind uns manche Tote, doch / Wie tot sind uns manche, die leben“, heißt es darin.

Zum Beginn des Abend im ausverkauften Haus am Schiffbauerdamm, dem BE, wo Biermann einmal Regieassistent war, schenkte ihm Oliver Reese, der Intendant, ein Stück des inzwischen ersetzten, historischen Bühnenbodens, auf dem einst noch die Weigel stand.

Nach der Laudatio, gehalten von dem Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk, der an Biermanns von den Nazis ermordete jüdische Angehörige erinnerte, kamen die „Vorbands“, wie Biermanns Ziehsohn Manuel Soubeyrand sagte - Künstler aus dem nahen Umfeld des Jubilars: Neben Pamela Biermann unter anderem der Jazzer Ulrich Gumpert und die Gitarristin Nora Buschmann. Dann sang Biermann selbst - zum Schluss mit ihnen allen die „Ermutigung“. Stehender Applaus. Und als Zugabe die „Stasi-Ballade“. Schön wars.