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Große Ausstellung über die Heilige Elisabeth in Eisenach

Von Simone Rothe 05.07.2007, 15:31

Eisenach/dpa. - Es ist eine opulente Inszenierung für eine ungewöhnliche Frau: Von diesem Freitag an ist auf der Wartburg in Eisenach eine Ausstellung mit rund 430 originalen Exponaten von Leihgebern aus 17 Ländern zum Leben der Heiligen Elisabeth (1207- 1231) zu sehen.

Vorgestellt wird die ungarische Königstochter und spätere Landgräfin, die im Mittelalter einen radikalen Bruch mit der Welt des Hochadels vollzog und sich der Hilfe für Arme und Kranke verschrieb. Vier Jahre nach ihrem Tod im Alter von 24 Jahren heilig gesprochen, wird sie noch heute in vielen Ländern als Verkörperung von Barmherzigkeit und Nächstenliebe verehrt.

Die aufwendige Schau mit dem Titel «Elisabeth von Thüringen - Eine europäische Heilige» sei die größte zu ihrem 800. Geburtstag, sagte Thüringens Kultusminister Jens Goebel (CDU) in Eisenach. Sie schlage Brücken nach Ungarn und Marburg in Hessen, wo Elisabeth nach dem Tod des Landgrafen und der Vertreibung von der Wartburg ein Hospital betrieb. Rund zwei Millionen Euro flossen in die Thüringer Landesausstellung, deren zweiter Teil in der Eisenacher Predigerkirche gezeigt wird. Mindestens 200 000 Besucher erwarten die Organisatoren bis zum 19. November. Goebel hofft sogar auf «die größte Belagerung der Wartburg in der Neuzeit».

Ihren besonderen Reiz gibt der Ausstellung die Authentizität des Ortes: Auf der Burg über Eisenach, wohin die Königstochter mit vier Jahren gebracht wurde, wuchs sie gemeinsam mit ihrem zukünftigen Ehemann Ludwig IV. auf. Geschickt nutzen die Ausstellungsmacher der Wartburg-Stiftung und der Friedrich-Schiller-Universität den spätromanischen Palas, um den Bruch im Leben der adligen Aussteigerin zu veranschaulichen. Der Rundgang zu den Exponaten, die zumeist in fensterlosen, mit rotem Stoff ausgeschlagenen Räumen gezeigt werden, führt durch die «Elisabethkaminstube» oder das Schlafzimmer der Landgrafenfamilie.

Ziel sei es, «den Kontrast zwischen der herausragenden Stellung Elisabeths und ihrem selbst gewählten Armutsideal zu zeigen», erläuterte der Jenaer Wissenschaftler Matthias Werner. «Den Bruch mit ihrer Welt hat sie in allen Extremen gelebt.» Weil es von Elisabeth keine handschriftliche Zeile gibt, sei ihr Leben vor allem anhand der Akten zur Heiligsprechung mit Aussagen von Zeitzeugen rekonstruiert worden. Viele der Unterlagen aus europäischen Bibliotheken werden gezeigt, ebenso wie Reliquien. Das goldene Behältnis einer Armreliquie stellte am Donnerstag Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn selbst in eine der Vitrinen. Der Armknochen der Heiligen fehlt jedoch. «Hier handelt es sich schließlich um eine weltliche und keine religiöse Ausstellung», sagte er. Eher aus wissenschaftlicher Sicht beschäftigt sich die Schau mit den Facetten der Heiligenverehrung in den vergangenen Jahrhunderten. Das so genannte Rosenwunder, bei der sich Brot für die Armen im Korb von Elisabeth bei einer Kontrolle am Fuß der Wartburg in Rosen verwandelt haben soll, wird anhand eines Freskos dargestellt.