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Großbritannien Großbritannien: Spießerkarikatur und Autonarr

Von Jörg Berendsmeier 05.01.2005, 09:12
Mr. Bean (Rowan Atkinson) operiert am offenen Lachmuskel. (Foto: dpa)
Mr. Bean (Rowan Atkinson) operiert am offenen Lachmuskel. (Foto: dpa) ZDF

London/dpa. - Seine Karriere hat Atkinson wohl eher einem Zufall zu verdanken.Denn er ist keineswegs gelernter Schauspieler, sondern wurde an denUniversitäten von Newcastle und Oxford zum Elektroingenieurausgebildet. Sein komisches Talent wurde in Oxford entdeckt, wo derspätere «Mr. Bean» in einer Studententheatergruppe mitwirkte. Mit 24begann Atkinson seinen unaufhaltsamen Aufstieg an der Lachfront alsModerator der BBC-Nachrichtenpersiflage «Not the Nine O'Clock News» -nur wenige Jahre später war er einer der «witzigsten, schusseligsten,schleimigsten und populärsten Komiker der Insel», so das ZDF in einerWürdigung.

Jahrelang arbeitete Atkinson an der Figur des «Mr. Bean», bevordieser in Hochwasserhosen und dem Jacket mit den zu kurzen oder zulangen Ärmeln erstmals 1990 im britischen Fernsehen herumblödelte.«Einen Menschen zu spielen, der keine Manieren hat und komplettegoistisch ist, das macht definitiv großen Spaß», sagte derSchauspieler einmal in einem dpa-Gespräch. In mehr als 245 Länderwurde die Serie verkauft, und der Kinofilm «Bean» von 1997 spielteweltweit mehr als 200 Millionen Euro ein.

Seine Erfolge, etwa auch als verwirrter Pfarrer in «VierHochzeiten und ein Todesfall» (1993), in der TV-Serie «InspectorFowler» oder mit der Agentenpersiflage «Johnny English» (2002/03)stiegen ihm nie zu Kopf. In einem Porträt des «Observer» wirdAtkinson als «höflich, freundlich, trocken und unbeeindruckt vomProminentenstatus» beschrieben. Mit seiner Frau und zwei Kindern lebter zurückgezogen in einer früheren Abtei in der Nähe von London.

Mit der Arbeit hat der Komiker Probleme. «Nein, ich habe generellkeinen Spaß an der Arbeit. Nicht weil ich faul bin, aber das istalles so stressig und quälend», sagte er in einem Interview. Er seiwohl ein Perfektionist, der immer das Gefühl habe, es besser machenzu können. «Ich war immer der Ansicht, dass Perfektionismus eher eineKrankheit statt eine vornehme Eigenschaft ist.»

Wenn Atkinson nicht gerade seiner «quälenden» Arbeit als Komikernachgeht oder Zeit mit seiner Familie verbringt, setzt er sich hinterdas Steuer eines seiner sechs oder sieben edlen Sportautos der MarkeAston Martin - was ihm nicht immer gut bekommt. Denn bei einemprivaten Autorennen fuhr er einen der 150 000 Euro teuren Gefährte imJahr 2003 zu Schrott, und dies nicht zum ersten Mal.

Dass der erfolgreiche Komiker ganz und gar unlustig werden kann,wenn es um seine Person geht, zeigte er im April diesen Jahres, alser zwei britische Boulevardzeitungen verklagte. Diese hattenfälschlicherweise behauptet, der professionelle Witzbold leide antiefen Depressionen und habe sich deswegen in einer Klinik in den USAbehandeln lassen. Die Blätter mussten sich öffentlich entschuldigenund eine saftige Summe an Atkinson zahlen, die er für einengemeinnützigen Zweck spendete.

Über die derzeitigen Pläne des Mimen ist wenig bekannt. In einemInterview mit dem «Observer» deutete er jedoch an, dass «Mr. Bean»wieder zum Leben erweckt werden könnte. «Ich beginne gerade, übereinen zweiten Film nachzudenken. Ich liebe es, ihn zu spielen. Ichfinde ihn absolut faszinierend», sagte er. Aber das Interview ist nunauch schon wieder mehr als eineinhalb Jahre alt.