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Großbritannien Großbritannien: Der Architekt Norman Foster wird 70 Jahre alt

Von Christoph Driessen 26.05.2005, 05:52
Der britische Architekt Sir Norman Foster (Archivbild vom 24.10.2001) vor dem Modell der von ihm entworfenen Hauptverwaltung der Hongkong und Shanghai Bank in der Ausstellung «Architecture is About People» im Museum für Angewandte Kunst in Köln. (Foto: dpa)
Der britische Architekt Sir Norman Foster (Archivbild vom 24.10.2001) vor dem Modell der von ihm entworfenen Hauptverwaltung der Hongkong und Shanghai Bank in der Ausstellung «Architecture is About People» im Museum für Angewandte Kunst in Köln. (Foto: dpa) dpa

London/dpa. - Wenn der in Manchester geborene Foster am 1.Juni 70 Jahre alt wird, kann er durch die Metropolen der Welt reisenund sich sein Lebenswerk ansehen.

Während er für die Deutschen der Mann ist, der den Reichstagumgebaut hat, kennt man ihn in Hongkong als den Architektendes teuersten Büroturms der 80er Jahre. Spanier denken bei seinemNamen an Barcelonas Telekommunikationsturm oder die U-Bahnhöfe vonBilbao. In London haben Millionen sein «Ei» bestaunt, dasgeschwungene Rathaus am Ufer der Themse, und Touristen drängen sichunter seinem riesigen Glasdach im Lichthof des Britischen Museums.

Sein neuestes Hochhaus, eine Versicherungszentrale imFinanzviertel Londons, hat gerade den britischen Architekturpreisgewonnen. Die Londoner haben ihm den Spitznamen «The Gherkin» - dieGurke - gegeben.

Jener Auftrag allerdings, der selbst das Reichstagsprojekt in denSchatten gestellt hätte, ging an einen anderen: Für den Neubau desWorld Trade Centers in New York hatte Foster einen «Twinned Tower»entworfen, einen zweigeteilten, aber an mehreren Stellen verbundenenWolkenkratzer, auf dessen mittlerer Ebene ein Stadion mit Blick überden Hudson entstehen sollte. Den Zuschlag aber bekam DanielLibeskind. Foster hat aus seiner Enttäuschung keinen Hehl gemacht:«Ein Architekt beteiligt sich an einem Wettbewerb, um zu gewinnen,warum sonst?»

Der Umgang mit Seiner Lordschaft - Foster ist seit 1999 Mitglieddes Oberhauses - hätte sich für die New Yorker Auftraggeber womöglicheinfacher gestaltet als die Zusammenarbeit mit Libeskind. Währendsich dieser den Änderungen an seinem Entwurf wütend widersetzt, istFoster bekannt dafür, den Wünschen der Bauherren entgegenzukommen:«Künstlerische Gesichtspunkte gehen bei mir immer mit pragmatischen,mit technischen einher.»

Ob Foster nun einen Wolkenkratzer entwirft oder ein Wartehäuschenfür die Bushaltestelle: Seine Bauten sollen bei aller Großzügigkeitzunächst einmal funktionell und ökonomisch sein - sie arbeiten mitWärme und Licht wie Maschinen. Dem Reichstag setzte Foster nicht nureine Käseglocke auf, so dass die Bürger ihren gewählten Vertreternvon oben auf die Finger schauen können; er machte den Klotz aus derKaiserzeit auch zum ökologischen Selbstversorger, mit Biodiesel,Solarzellen und Wärmespeicher.

Allerdings können ihm beim Energiesparen schon mal Fehlerunterlaufen: Seine englischen Flachdachhäuser erwiesen sich als nichtwetterfest und bekamen nachträglich ein herkömmliches Giebeldach.