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Götz Alsmann Götz Alsmann: Neue Töne für den deutschen Schlager

06.07.2007, 08:31
Die markante Haartolle im Stil der 1950er Jahre ist sein Markenzeichen, und auch musikalisch ist Götz Alsmann in dem Jahrzehnt zu Hause. (Foto: dpa)
Die markante Haartolle im Stil der 1950er Jahre ist sein Markenzeichen, und auch musikalisch ist Götz Alsmann in dem Jahrzehnt zu Hause. (Foto: dpa) Roof Musik

Münster/dpa. - Die markante Haartolle im Stil der 50er Jahre ist sein Markenzeichen, und auch musikalisch ist Götz Alsmann in demJahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts zu Hause. Der Musiker undEntertainer arbeitet daran, den als schmalzig verschrienen deutschenSchlager der Nachkriegsjahre vom Staub zu befreien. Auf Jazz getrimmtund ohne Pathos bringt er die Lieder der Wirtschaftswunderjahre aufdie Bühne. Dabei vereint Alsmann eine ganze Menge Begabungen. VieleWochen im Jahr geht er mit der eigenen Band im deutschsprachigen Raumauf Tournee, spricht Hörbücher, moderiert Sendungen im Radio undFernsehen, singt, textet, komponiert. Und überall ist er der Mann amKlavier. Am 12. Juli wird Alsmann 50 Jahre alt.

«Ich bin jemand, den der Erfolg erst spät in einer langen Laufbahneingeholt hat», sagt unumwunden der stets formvollendet auftretendeKünstler aus Münster. Vor gut einem Jahrzehnt kam der Durchbruch.Seitdem empfängt er regelmäßig in der mit dem Grimme-Preisausgezeichneten Sendung «Zimmer frei» im WDR-Fernsehen mit ChristineWestermann einen Gast zum Gespräch im schrägen Ambiente einerWohnküche. Und seit zehn Jahren setzen Alsmann und seine vierköpfigeBand in ihren Programmen nur noch auf deutsche Schlager.

Obwohl das Wort vielen miefig klingen mag, für seine Musik hältAlsmann an der Beschreibung «Schlager» fest, wenn auch mit dem Zusatz«Jazz-Schlager». «Ich denke, wir müssen uns das Wort zurück erobern»,meint er freundlich und bestimmt. Denn in die Kategorie fallen auchLieder, die Sänger wie Hildegard Knef, die Comedian Harmonists, HeinzErhardt oder Bully Buhlan angestimmt haben. Deutschsprachige Popmusiksei wieder häufiger im Radio zu hören, stellt er erfreut fest. «Eskann nicht ignoriert werden, dass das Publikum es hören will».

Eine Schieflage sieht der Musiker Alsmann aber doch in manchenProgrammen, die generell auf Deutsch gesungene Musik auszuschließenscheinen, und redet sich dabei fast in Rage: «Wenn man in schlechtemSchulenglisch einen dilettantisch dahingestümperten Satz singt, hatman bei manchen Sendern eine größere Chance, als die, die sich immuttersprachlichen Bereich in höchster Perfektion ausdrücken.»

In seinen Jugendtagen in Münster hat Götz Alsmann die Haartolleund die Kleider aus den Schränken seiner Großväter für sich entdeckt.Inzwischen war der Mann mit der Vorliebe für gedeckte Anzüge,Einstecktücher und Manschettenknöpfe auch schon «Krawattenmann» und«Brillenträger des Jahres». Im westfälischen Münster ist Alsmann bisheute zu Hause und eine feste Größe. Unter anderem hat er für dieStädtischen Bühnen eine populäre Revue über den SchlagerkomponistenMichael Jary geschrieben, die nun in die dritte Spielzeit geht.

Seit 2005 moderiert der promovierte Musikwissenschaftler im ZDFzwei Mal im Jahr die Klassik-Show «Eine große Nachtmusik», mit stetigsteigenden Zuschauerquoten. Dabei wird Alsmann zum kenntnisreichenMitspieler seiner Gäste: als Begleiter am Klavier, Banjo oderAkkordeon. Der Entertainer vom Typ «schräger Vogel» schafft denBrückenschlag von Künstlern aus der ernsten Musik wie dem BassbaritonThomas Quasthoff und einem Liedermacher wie Reinhard Mey.

Auf seiner siebten deutschsprachigen, vor ein paar Wochenerschienenen Platte «Mein Geheimnis» frönt Alsmann seinem Faible fürdas deutsche Unterhaltungslied der Nachkriegszeit. Mit frischem Swingund kühlem Anschlag kommen Lieder daher, die einst Künstlerinnen wieEvelyn Künneke oder Margot Hielscher sangen. Das Album ist bei demlegendären Jazz Label Blue Note erschienen und Alsmann der erstedeutsche Solokünstler, der darauf unter Vertrag genommen wurde. Inden kommenden Jahren soll es für ihn wie bislang weitergehen beimRadio und Fernsehen, mit einer neuen Platte alle zwei Jahre undjährlich gut 100 Konzerten.