Goldener Ehrenbär für Maurice Jarre
Berlin/dpa. - Er zählt zu den erfolgreichsten Vertretern seiner Zunft: Der französische Filmkomponist Maurice Jarre erhält an diesem Donnerstag für sein Lebenswerk den Goldenen Ehrenbären der 59. Berlinale.
Eine ihm gewidmete Hommage zeigt Filme, die er mit seinen Kompositionen wesentlich geprägt hat. Neun mal war er für den Oscar nominiert, drei Mal hat er ihn gewonnen: für «Lawrence von Arabien» (1963), «Doktor Schiwago» (1966) und «A Passage to India» (1985). Im September feiert Jarre seinen 85. Geburtstag.
Berlinale-Direktor Dieter Kosslick würdigt den Künstler: «Filmkomponisten stehen oft im Schatten der großen Regie- und Schauspielstars. Bei Maurice Jarre ist das anders - die Musik von «Doktor Schiwago», wie viele andere seiner Werke, ist weltberühmt und unvergessene Filmgeschichte!» Rainer Rother, Künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek, ergänzt: «Maurice Jarre hat die Musik für Filme geschaffen, die sich tief in unser akustisches Gedächtnis eingegraben hat.»
Markenzeichen von Jarre ist der Variantenreichtum seiner musikalischen Arrangements. Neben üppigen symphonischen Instrumentierungen für große Orchester arbeitet er gern auch mit kleinen Ensembles. Insbesondere schätzt er die pointierte Verwendung von Percussions, ethnischer Instrumente und elektronischer Musik. Damit gilt Jarre als ein Pionier der modernen Filmkomposition.
1924 in Lyon geboren, begann Jarre seinen künstlerischen Weg mit einer Ausbildung als Schlagzeuger und Dirigent am Conservatoire de Paris. 1950 wurde er zum musikalischen Leiter des Théâtre National Populaire berufen. Für dessen Orchester komponierte er die Schauspielmusik zu mehr als 70 Stücken. 1952 gab Maurice Jarre sein Debüt als Filmkomponist für Georges Franjus Dokumentation «Der Invalidendom». Bis Mitte der 1960-er Jahre überwiegend in seiner Heimat Frankreich tätig, arbeitet er seitdem vor allem in Hollywood.
Im Laufe seiner nun mehr als ein halbes Jahrhundert andauernden Karriere war Maurice Jarre an mehr als 150 internationalen Produktionen beteiligt. Er arbeitete für legendäre Regisseure wie John Frankenheimer, Alfred Hitchcock, John Huston, Luchino Visconti und Peter Weir und mehrfach für David Lean.
Im Anschluss an die Verleihung mit dem Ehrenbären am Donnerstagabend zeigt die Berlinale jenen Film, mit dem Maurice Jarre der Durchbruch zum Weltruhm gelang: «Lawrence von Arabien», inszeniert vom britischen Star-Regisseur David Lean. Die Freundschaft mit ihm nannte Jarre einmal «die wundervollste Erfahrung meines Berufslebens». Über sein Privatleben hat sich Maurice Jarre nie öffentlich geäußert, so auch nicht darüber, warum er sich bis heute weigert, mit seinem ebenfalls als Musiker bekanntgewordenen Sohn Jean Michel Jarre zusammenzuarbeiten.