Gisela May Gisela May: Die «Lady des Chansons» feiert ihren 80. Geburtstag

Berlin/dpa. - May hat über 300 Songs im Kopf. Sie erhielt den «Grand prix dudisque» in Paris (zusammen mit Maurice Chevalier) ebenso wie denNationalpreis der DDR und das Filmband in Gold der Bundesrepublik.
Ihren größten Triumph auf der Schauspielbühne feierte sie mit derTitelrolle in Bertolt Brechts Anti-Kriegsstück «Mutter Courage»,deren berühmteste Darstellerin nach Helene Weigel und neben ThereseGiehse sie weltweit werden sollte. May hat mit dieser Paraderolle in13 Jahren über 130 Mal auf der Bühne gestanden. Drei Jahrzehntegehörte die May dem Berliner Ensemble, dem traditionsreichen Brecht-Theater am Schiffbauerdamm an, bis zu ihrem «Rausschmiss» nach derWende 1992, wie sie es heute noch empfindet. Davor gehörte sie zehnJahre dem Deutschen Theater an, dem damaligen Staatstheater der DDR,wo sie in vielen Klassiker-Stücken von Shakespeare, Schiller oderHauptmann spielte.
Ihren internationalen Durchbruch erzielte May als InterpretinBrechtscher Songs auf Gastspielreisen im In- und Ausland, von derMailänder Scala über die Carnegie Hall in New York bis zum Opernhausin Sydney. Darunter war auch ein Auftritt vor den UNO-Delegierten inNew York. «Ich galt in der DDR als eine führende künstlerischeRepräsentantin dieses Staates», bekennt die May, die als eine derwenigen privilegierten DDR-Bürger die Welt bereisen konnte, offen inihren Memoiren. Weil sie als «linientreue» Genossin den BerlinerMauerbau 1961 verteidigte, musste die «sozialistische Nachtigall»seinerzeit in der West-Berliner Kongresshalle Beschimpfungen undDrohungen hinnehmen.
Nach dem Fall der Mauer sah sie sich auch als ein Opfer der Wende,wie sie bekannte. Ihr sei vorgeworfen worden, dass sie in der Parteiwar und die DDR nicht verlassen hat. Warum sollte sie das, meinte siedazu, «ich wollte das Prinzipielle dieses Systems nicht unbedingtverändern». Ganz anders einer ihrer Lebenspartner, der PhilosophWolfgang Harich, der für seine «Veränderungsvorstellungen» eineranderen DDR acht Jahre ins Gefängnis musste. Noch heute ist May derMeinung, dass man sich in der DDR aus Angst nicht anpassen musste.
Im «neuen Deutschland» nach dem Mauerfall fand die May auch aufdie gesamtdeutschen Bildschirme zum Beispiel mit ihrer Rolle als«Muddi» in der TV-Serie «Adelheid und ihre Mörder» mit Evelyn Hamann.1998 spielte sie neben Harald Juhnke und Ilse Werner in dem Kinofilm«Die Hallo-Sisters».