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Gheorghe Zamfir Gheorghe Zamfir: «Ich bin die Träne meines Volkes»

05.04.2006, 07:05
Gheorghe Zamfir (Foto: dpa)
Gheorghe Zamfir (Foto: dpa) dpa

Bukarest/dpa. - Er hat dem mythenumwobenen Instrument ausBambusholz zu Weltruhm verholfen, klassischen Stücken neueModulationen verliehen und den Soundtrack berühmter Spielfilmemitgestaltet. An diesem Donnerstag (6. April) wird Zamfir 65 Jahrealt.

Zamfir wurde am 6. April 1941 im südrumänischen Gaesti als Sohneines Weinbauern geboren. Da er in der Akkordeonklasse derMusikschule keinen Platz bekam, wählte er die Panflöte. Deninternationalen Durchbruch schaffte er 1971 mit Auftritten in Paris.In mehr als 55 Jahren verkaufte er mindestens 120 Millionen Platten.Als Filmmusiker entdeckte ihn 1976 der Regisseur Peter Weir für«Picknick am Valentinstag». Mit Ennio Morricone trug er zumSoundtrack des Klassikers «Es war einmal in Amerika» von Sergio Leonebei; Quentin Tarantino engagierte ihn für «Kill Bill».

Zamfir hat stets seinen Bezug zum Religiösen betont. 2005präsentierte er einen Zyklus selbstkomponierter Psalmen für dengestorbenen Papst Johannes Paul II., den er sehr verehrte. Derrumänischen Volkskunst misst er mythische Dimensionen bei. «DerRumäne hat in seiner Schöpfung den Urton», sagte er einer rumänischenZeitschrift. Sich selbst betrachtet er als tragische nationaleQuintessenz: «Ich bin die Träne meines Volkes.»

Politisch und finanziell geriet der Musiker in negativeSchlagzeilen. 2002 verweigerte ihm Israel die Einreise zu einemgeplanten Konzert, offiziell weil eine Arbeitsgenehmigung fehlte.Doch zuvor war Zamfir dort wegen seines Bekenntnisses zurantisemitischen rumänischen Partei «Romania Mare» («Großrumänien») indie Kritik geraten. Der Musiker distanzierte sich später «mit großemBedauern» von den Antisemiten und durfte ein Jahr später doch noch inIsrael auftreten. «Romania Mare» habe damals seine «schwerefinanzielle Lage» ausgenutzt, sagte er.

Um die Jahrtausendwende habe der französische Fiskus allefranzösischen Immobilien des schwer verschuldeten Zamfirbeschlagnahmt, sagte der mit ihm befreundete Filmregisseur NicolaeCarmazan der dpa. Seither lebt Zamfir weitgehend marginalisiert inRumänien. Der rumänische Komponistenverband will ihn nicht aufnehmen.Er hält an der Bukarester Musikhochschule Kurse für Panflöte. Diewenigen wohlgesonnenen Kritiker erklärten seine Verirrung zu «RomaniaMare» mit «heiliger Naivität». Carmazan sagt, die Freunde hätten denMeister jetzt überzeugt, sich aus der Politik herauszuhalten.

2003 schockierte der Musiker Bukarest dann mit einem Eheskandal.Seine Ehefrau Marie Noelle Zamfir sagte, er schlage sie regelmäßig.Sie zeigte den Medien ein entsprechendes gerichtsmedizinischesGutachten. Ein juristisches Nachspiel hatte dies nicht, doch das Paarlebt inzwischen getrennt.