Gewandhaus Leipzig Gewandhaus Leipzig: Galakonzert für Armin Mueller-Stahl

Leipzig/dpa. - «Sie alle in mein Hotelzimmer einzuladen, habe ich längstaufgegeben. Darum dieses kleine Stück als Dankeschön», sagte Mueller-Stahl bescheiden an die Adresse der Besucher im Saal und den Menschen an den Radios und Fernsehschirmen. Das Konzert mit Sinfonieorchester und Chor des Mitteldeutschen Rundfunks unter der Leitung des früheren Gewandhauskapellmeisters Kurt Masur wurde live bei 3sat und im MDR-Hörfunk übertragen.
Mueller-Stahl wurde am 17. Dezember 1930 in Ostpreußen geboren und wuchs in der DDR auf. Nach seinem Protest gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann 1976 wurde der einst erfolgreiche Ost- Schauspieler mit Berufsverbot bestraft. Er ging in den Westen, wo er dank Rainer Werner Fassbinder in den 1980er Jahren seine zweite Karriere begann, und später nach Amerika. Feiern ließ er sich jedoch in Leipzig. Weggefährten, Kollegen, Freunde machten ihm die Aufwartung und sorgten für ein künstlerisches Allerlei, ohne sich ins Beliebige zu verlieren.
Die angesetzten zweieinhalb Stunden reichten kaum aus, um alleFacetten Mueller-Stahls zu würdigen, dessen Lebensweg Textbuch, Geige und Malkasten zierten. Ein «maßloser Knabe von 75 Jahren,Schauspieler, Maler, Dichter, Musiker - ein Gesamtkunstwerk», wie Regisseur Jürgen Flimm als Moderator der Geburtstagsgala neidlos anerkannte. Und so gab es nach Richard Strauss, Ludwig van Beethoven, Heinrich Heine und Camille Saint-Saëns «Karneval der Tiere» noch ein Liebeslied von Johannes Brahms, das der Jubilar mit Tränen in den Augen genoss.
«Den "Karneval der Tiere" in der Textfassung von Sir Peter Ustinovhabe ich mir ausgesucht, weil ich auf seinem 75. Geburtstag seindurfte und er daher heute auch ein bisschen bei mir war», sagteMueller-Stahl, der den Textpart selbst las. Die von Ulrich Tukurvorgetragenen und gesungenen Heine-Verse hingegen zeugten von derReiselust Mueller-Stahls. Und dann wurde das Multitalent selbstüberrascht: Sein Sohn Christian setzte sich an den Flügel und spielteeine Melodie aus dem Film «Avalon», in dem sein Vater zu sehen war.Tränen. Umarmungen. Küsse.
Statt einer rauschenden Feier setzte der einst für den Oscarnominierte Mueller-Stahl weniger auf Effekthascherei als aufintellektuellen Esprit. Am eigentlichen Geburtstag am Vortag gab esein kleines Essen im Freundeskreis, zu dem auch Ex-Gewandhauskapellmeister Masur zählt. «Was uns verbindet, ist dieAchtung voreinander», sagte der 78-Jährige.
Wer von Mueller-Stahl zum Jubiläum große Reden erwartete, wurdeenttäuscht. Zwischen einer Schlange an Gratulanten und Kamerateamssagte er zu seiner Zukunft: «Ich habe mir vorgenommen, lustig undheiter in die Kiste zu marschieren - wir hoffen jedoch, dass das nocheine Zeit dauert.»