Geschichte Geschichte: Wilder Ritt im Klanggewand der Klassiker aus Liverpool
Halle/MZ. - Mark Kozelek, Sänger der Indie-Kapelle Red House Painters, wagte sich an Stücke der australischen Hardrockcombo AC / DC und inszenierte sie als akustische Kammermusik, der Komponist und Arrangeur Marco Kasiske hingegen arrangierte Stücke der Dampframmen-Rockgruppe Rammstein orchestral neu - noch verrückter, schien es, geht es nicht mehr.
Aber doch. Denn hier kommen die Rebeatles, vier junge Herren aus Ginsheim, die auf dem Cover ihres Album "Get Back" in den schmalen Anzügen posieren, die John, Paul, George und Ringo trugen, als sie sich ihre ersten Sporen als "The Beatles" verdienten. Exakt wie die großen Vorbilder damals vor 50 Jahren klingen Andrew Kohlenberg als John Lennon, Martin Schurig als Paul McCartney, Chris Schüßler (Ringo Starr) und Hannes Ordziniak (George Harrison) in den vierzehn Liedern ihres erstaunlichen Werkes. Der Witz dabei: Die Rebeatles führen nicht wie andere Beatles-Coverbands die immer wieder gern genommenen Originalstücke der Fab Four auf. Sondern sie kleiden aktuelle Popshits wie "Rehab" oder "Poker Face" in das klassische Klanggewand der größten Band aller Zeiten.
Ursprünglich eine Idee, die die vier Hessen ganz zufällig ereilte. Auf dem Weg in die Kneipe habe man gemeinsam "Love me do" gesungen, aus einem vorbeifahrenden Wagen hingegen dröhnte Pinks "Get This Party Started". "Wir schauten uns kurz an und sangen statt "Love Me Do" den Text des Pink-Liedes auf die Beatles-Nummer." Passte gut, klappt auch bei anderen Stücken wunderbar, sogar mit der jeweiligen Originalmelodie. Das Ergebnis der Übersetzung der Ohrwürmer von heute in den Beatles-Sound der Pop-Jungsteinzeit ist beeindruckend. Die vier Beatles-Enkel klingen an sich schon verblüffend echt. Dank aufwendiger Aufnahmen in einem französischen Tonstudio, das als eines der letzten weltweit noch über Aufnahmekonsolen verfügt, wie sie die Beatles seinerzeit benutzten, sind Songs wie Robbie Williams' "Let Me Entertain You" und U2s "One" aber hier nicht mehr nur nachgespielte Witze, sondern direkt vorstellbar als echte Kompositionen der Liverpooler Originale. Bei "Beautiful", für Popsternchen Christina Aguilera ein Riesenerfolg, zeigt sich, woher Komponistin Linda Perry (Ex-4Non Blondes) sich die Harmonieeinfälle für ihre im Dutzend hingeworfenen Megahits nimmt, auch das folgende "Get The Party Started" kann seine Wurzeln nicht verleugnen. Den Nachteil am Experiment werden nur Beatles-Fans beklagen: Stimmen die Zutaten, klingt jedes Lied wie eine echte Beatles-Nummer, passt jeder leichtgewichtige Hupfdohlenhit prima zwischen "Can't buy me love" und "Eleanor Rigby".