Geschichte Geschichte: Walter Jens wusste früher von NSDAP-Mitgliedskarte
München/dpa. - Wie das Nachrichtenmagazin «Focus»schreibt, will der Sohn des renommierten Geisteswissenschaftlers, derJournalist Tilman Jens (54), in seinem in Kürze erscheinenden Buch«Demenz Abschied von meinem Vater» (Gütersloher Verlagshaus) Belegedafür publizieren. Demnach soll Walter Jens weit früher über dieEntdeckung seiner Mitgliedskarte in der Zentralkartei der NSDAPinformiert gewesen sein, als er behauptet hatte. Walter Jens hattesich 2003 von der Entdeckung überrascht gezeigt.
Jens hatte Ende 2003 zu der Frage einer NSDAP-Mitgliedschaft ineinem Interview («Süddeutsche Zeitung») gesagt: «So nachdrücklich ichimmer betont habe, dass ich in der Hitlerjugend war, so nachdrücklichhabe ich immer gesagt: Ich war nicht in der Partei. Es kann einIrrtum sein.» Er räumte damals ein, «dass ich lange Jahre angepasstgesprochen habe, wie zum Beispiel in meinem Abituraufsatz, den ichnicht mehr gerne lesen möchte». Auch habe er Worte wie «entarteteLiteratur» gebraucht.
«Focus» schreibt, es sei ein Text von 1943 gefunden worden, derzeige, dass der damalige Hamburger Student mit der Ideologie derNationalsozialisten zumindest eine kurze Zeit lang sympathisierthabe. Tilman Jens meint, sein Vater habe in dieser Angelegenheiteindeutig «geschwindelt».
Seit Anfang 2004 ist Walter Jens schwer an Demenz erkrankt und zumPflegefall geworden, was der Sohn als Folge der Enthüllung seinerNSDAP-Mitgliedschaft sieht. «Aus Scham floh mein Vater in dieVerzweiflung, in die Depression, in die Demenz», sagte Tilman Jensdem «Focus».