Geschichte Geschichte: Rolf Hochhuth will Streitgespräch mit Paul Spiegel
Wuppertal/Köln/dpa. - Der nach der von den Nationalsozialisten verfolgten DichterinLasker-Schüler benannten Literaturgesellschaft hatte Hochhuth ineiner Stellungnahme am Donnerstag erklärt: «Ich bedaure esaufrichtig, wenn durch das Interview in der Zeitschrift «JungeFreiheit» Gefühle der jüdischen Bürger verletzt worden sein sollten.Nichts lag mir ferner.»
Hochhuths Interview und die Verteidigung des Holocaust-LeugnersDavid Irving sei eine «Riesendummheit» gewesen, meinte Jahn. Der ELShatte Hochhuth gesagt: «Wer mein Lebenswerk kennt, der weiß, dass ichalles andere als ein Holocaust-Leugner bin.» Im Gegenteil, er klagein seinen Beiträgen die Verbrechen Hitlers und derNationalsozialisten an.
«Ich habe nicht den Rechten das Wort reden wollen», sagte Hochhuthüber sein massiv in die Kritik geratenes Interview mit der «JungenFreiheit», in der er den Briten Irving als seriösen Historikerbezeichnet hatte. Nach eigenen Angaben habe er «diese Zeitschrift»vorher nicht gekannt, auch seien ihm die späten Äußerungen desHistorikers nicht bekannt gewesen.
Irving war 1993 vom Landgericht München wegen Beleidigung undVerunglimpfung des Ansehens Verstorbener zu 30 000 Mark Geldstrafeverurteilt worden. Der Brite hatte bei einer Veranstaltung in Münchenbehauptet, man wisse inzwischen, «dass die den Touristen in Auschwitzgezeigte Gaskammer eine Attrappe ist, die nach dem Kriegsende von denPolen gebaut wurde». Paul Spiegel hatte Hochhuth scharf kritisiert:«Wenn Hochhuth den Briten als angeblich seriösen Wissenschaftler inSchutz nimmt, macht er sich dessen Position zu eigen und leugnetdamit selbst den Holocaust», hatte der Präsident des Zentralrats derJuden in Deutschland gesagt.
Der Publizist Ralph Giordano hatte die Äußerungen Hochhuths zuIrving als «eine der größten Enttäuschungen der letzten 60 Jahre»kritisiert. «Es gibt keinen Akt des Nachtretens, der den Ermordetenim Deutschland nach 1945 erspart geblieben wäre», schrieb Giordano(81) in einem am Donnerstag in Köln veröffentlichten Brief anHochhuth. Hochhuth rücke mit seiner «Ehrenerklärung» für Irving nunauch in die Nähe der Nachtreter. Giordano schrieb, er erinnere sichsehr genau, wie Irving im deutschen Fernsehen den Völkermord an denJuden im deutsch besetzten Europa «auf das widerwärtigste geleugnet»habe.