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Geschichte Geschichte: Noch keine würdige Heimstatt für Reußen-Sarkophage gefunden

22.10.2005, 15:06

Gera/dpa. - Die teils kulturhistorisch wertvollen Särge liegen seitzehn Jahren im Heizungskeller der Johanniskirche in Gera. Noch immerverhandeln die Stadt, die Evangelische Kirche und das Adelshaus übereine langfristige Lösung.

   «Jeder hat andere Interessen, die Aktenberge wachsen immer mehr»,sagte Prinz Reuß. Unterdessen sei zumindest die Eigentumsfragegeklärt. «Nach einem Rechtsgutachten der Kirche ist das Haus Reuß derEigentümer.» Der Eigentumsstreit stand einer endgültigen Lösung langeim Weg. Allerdings sei nicht geplant, dass die Sarkophage aus derObhut der Evangelischen Kirche in private Hände der Familie kommen,sagte Heinrich XIII. «Wir sind immer noch für das Modell einerStiftung.»

   Bereits vor Jahren hatten sich die Kirche, das Haus Reuß und dieStadt Gera - bis 1918 Residenz der Reußen jüngerer Linie - über eineStiftung verständigt. Die Sarkophage sollten demnach in einerverglasten Gruft vor der Johanniskirche beerdigt werden. DieVerhandlungen gingen aber nicht voran.

   «Der historisch beste Ort für eine Gruft wäre der Johannisplatz»,sagte der in Frankfurt am Main lebende Prinz. Am zentralenJohannisplatz stand einst die gleichnamige Kirche, in der dieSarkophage lange Zeit ihr Domizil hatten. Beim Stadtbrand 1780 wurdendie Kirche und ein Teil der Gruft zerstört. Die elf verbliebenenSärge fanden in der nahen Salvatorkirche eine neue Heimstatt. «Beider Umbettung ist viel kaputt gegangen», sagte der Reußen-Prinz.

   Vor zehn Jahren wurden die Sarkophage in die neue Johanniskirchegebracht. Der Sarg von Heinrich Posthumus Reuß (1572-1635), der 40Jahre lang regierte, ist derzeit im Heinrich-Schütz-Haus in BadKöstritz zu sehen. Der Regent hatte seinen kupfernen Prunksarg schonzu Lebzeiten bauen und auf ihm ausgesuchte Bibelworte verewigenlassen. Diese vertonte dann der Komponist und Fürstenfreund HeinrichSchütz (1585-1672) als Musik für die Posthumus-Trauerfeierlichkeiten.

   Die Särge von Heinrich Posthumus und seiner zweiten Gattin wurdennach der Wende restauriert. Für die Restauration der anderen neunSarkophage sei voraussichtlich ein sechsstelliger Betrag nötig, sagteHeinrich XIII. «Wir würden auch schon gerne für eine neue Gruft Geldsammeln, aber uns sind die Hände gebunden, weil wir ja noch nichtwissen, wie das Ziel aussieht», sagte das Reußen-Oberhaupt.