Geschichte Geschichte: Kaiser Otto feiert Geburtstag
magdeburg/MZ. - In der Pfalz von Wallhausen (bei Sangerhausen) soll Otto zur Welt gekommen sein, Sohn des Sachsenherzogs und späteren Königs Heinrich I. und der Grafentochter Mathilde, die erst 13 war, als er sie 909 heiratete. Somit jährt sich am Freitag zum 1 100. Mal der Geburtstag des späteren Kaisers Otto des Großen, im selben Jahr, in dem das Jubiläum seiner römischen Kaiserkrönung zu feiern ist. Beides war Anlass für die Schau "Otto der Große und das römische Reich", mit der das Magdeburger Kulturhistorische Museum seine Hinwendung zur Kaiserresidenz des Hochmittelalters nach zwei vorangegangenen Otto-Ausstellungen zur Trilogie rundete.
Mit voraussichtlich etwas mehr als 100 000 Besuchern bleibt dieser der zweieinhalb- bis dreifache Besuchererfolg dieser Vorgänger verwehrt. Der kürzlich zum Ministerialdirigenten ernannte frühere Museumsdirektor Matthias Puhle betont aber, dass man damit auf der Höhe der eigenen Erwartungen bleibe. Es war ja gerade das beispiellose Aufgebot an Schätzen aus europäischen Kunstkammern, die in Magdeburg die historische Gestalt Kaiser Ottos und seines Zeitalters vom Unerhörten allmählich ins kulturelle Selbstverständnis übertrug. In der Stadt und der Region hat man sich Ottos versichert wie seit seiner Zeit nicht mehr, und so hat sich das selbstgesteckte Ziel der Ausstellungen erfüllt.
Im neu erwachten Interesse an den Ottonen erlebten auch die Ausgrabungen von Ottos Dom-Vorgängerbauten, und erst recht die Aufdeckung des Grabes seiner ersten Gemahlin Editha einen vorher kaum vorstellbaren Zuspruch. Im wiedervereinigten Deutschland kann Otto nun neben Karl dem Großen als der Reichsmitbegründer wahrgenommen werden, so wie Otto es höchstselbst mit seiner Aachener Königskrönung bezweckt hatte.
Aber die Ausstellungen markieren auch den endgültigen Exorzismus völkischer Geschichtsschreibung, die Otto zum Vorreiter der Ostexpansion machte, unter dem Vorwurf, sich in Italien verzettelt zu haben. Wenn die jüngste Ausstellung in ihrem Gang entlang spektakulärer Zeugnisse der Reichsidee von den Römern bis zu Otto eines verdeutlichte, so war es dessen bewusste Aneignung, ja auch "Erneuerung" dieser Idee in seinem Kaisertum, in dem die Zeitgenossen einen göttlichen Willen erkannten. FOTO: DPA
Am Freitag "Lange Kaisernacht" in der Ausstellung, eröffnet um 19 Uhr mit dem Festvortrag von Gerd Althoff. Von 20 bis 24 Uhr durchgehend geöffnet mit zahlreichen Veranstaltungen.