Gerhard Schöne wird 60 Gerhard Schöne wird 60: Meister der leisen Töne
Meißen/Berlin/dpa. - Gitarre und Hut sind seine Markenzeichen,Lieder von «Meeresbezwinger Thomas», dem «Popel» oder «Jule wäschtsich nie» zählen zu den Kinder-Klassikern. Liedermacher GerhardSchöne, der Meister der leisen Töne, feiert am Dienstag (10. Januar)seinen 60. Geburtstag. Bis zu 100 Konzerte gibt Schöne jedes Jahr,mit seinen Programmen für Kinder und Erwachsene füllt er Konzertsäle,Kirchen und Stadthallen. Zusammen mit seiner Frau und fünf Kindernlebt der Sänger in Meißen bei Dresden.
Seinen Ehrentag will Schöne besinnlich im Kreis der Familiefeiern. Zum Geburtstag gibt es eine alte Tradition: Den Weg von derKüche bis zum Geburtstagstisch beleuchten Kerzen - eine für jedesLebensjahr des Geburtstagskindes. «Wenn wir dann gemeinsam den Wegabschreiten, erinnern wir uns an wichtige und prägende Ereignisse.»Schöne erinnert sich gut - an seine Kindheit, die er als Pfarrerssohnin seiner Geburtsstadt Coswig in der Nähe von Dresden verbrachte, andie Geburt seiner Kinder und daran, wie er zur Musik fand.
Ein wahrer Zick-Zack-Kurs: Schöne machte zunächst eine Ausbildungzum Kunstschmied, arbeitete als Briefträger, studierte nebenherUnterhaltungsmusik, leistete Ende der 70er Jahre seine Wehrpflichtals Bausoldat. Abends flüchtete er sich in den Kühlschrankraum,komponierte dort fast alle Lieder des Albums «Kinderland». «Ichwollte dem tristen Armeealltag in eine andere Welt entfliehen»,erzählt Schöne. Dort entstanden auch Figuren wie Jule und Thomas -ein fantasievoller Tribut an die eigene Kindheit.
Seit 1979 arbeitet er freiberuflich als Liedermacher. Die erstePlatte «Spar deinen Wein nicht auf für morgen» (1981) und Kinderalbenwie «Kinderland» (1982) machten ihn rasch innerhalb und über die DDRhinaus bekannt. Seine Schallplatten für Erwachsene und Kinder wurdenmillionenfach verkauft. Konzerte und Gastspiele führten ihn unteranderem in die Schweiz, die USA, nach Schweden, Polen und Brasilien.
Er veröffentlichte seit 1989 nach eigenen Angaben 25 Alben. Auchals Kinderbuchautor machte sich Schöne einen Namen: In «WennFranticek niest» (2008) schrieb er zu Zeichnungen seines SohnesGeschichten auf. Und pünktlich zum Geburtstag erscheint sein neuesAlbum «Die Lieder der Briefkästen», mit dem er derzeit durchDeutschland tourt.
«Es ist bewundernswert, wie er es immer wieder schafft, so kreativzu sein», sagt Klaus Koch, Chef des Labels Buschfunk, das Schöne seitJahren managt. Seine größte Stärke: «Er kann Geschichten von Menschenerzählen, hat eine gute Beobachtungsgabe», so Koch. Und Schöne seilängst kein ostdeutsches Phänomen mehr - auch nach der Wende wurdenmehr als eine halbe Million Platten verkauft. Seine Lieder gehörenlaut Musikverlag im deutschsprachigen Raum zu den am meisten inGeschenk-, Kunst- und Schulbüchern abgedruckten Texten.
In den kleinen Dingen des Lebens findet Gerhard Schöne seineGeschichten: Da gibt es die Pfütze, die sich das Leben von untenbesieht oder den Brief einer Frau an ihr Ungeborenes. SeineGeschichtenlieder sind poetisch und fantasievoll, eine «Mischung ausNonsens und Hintersinn, Fröhlichkeit und Traurigsein», schrieb die«Berliner Zeitung» nach einem Konzert Schönes.
Sein Alter nimmt Schöne gelassen. «Ich betrachte es als zweiteKindheit.» Es gehe darum, neugierig zu bleiben, die Spielfreude zubehalten und über alles Große wie etwa die Natur staunen zu können.Stoff für neue Geschichten gibt es genug. «Aber ich setze mich nichtmehr unter Druck, ich warte bis die Muse mich küsst», sagte Schöne.