Geheimniskrämerei vor Oscar-Show
Hollywood/dpa. - Unglaublich für das vertratschte Hollywood: Noch nie hat es um eine Oscar-Show ein solches Rätselraten gegeben wie in diesem Jahr. Bis zur letzten Minute wollen die Macher ihr Rezept für das in der Nacht zum Montag (23.) steigende Millionenspektakel geheim halten.
Die Zuschauer sollten das Unerwartete erwarten, ließ Oscar-Präsident Sid Ganis lediglich verlauten. «Am Ende wird es natürlich auch eine Show sein, aber ich glaube, wir werden sehr stolz darauf sein können.»
Die altehrwürdige Oscar-Akademie, die den begehrtesten Filmpreis der Welt dieses Jahr zum 81. Mal vergibt, hat ein neues Kreativteam beauftragt, ihre leicht verstaubte Zeremonie aufzupolieren. Produzent Laurence Mark und Regisseur Bill Condon, die 2007 mit dem Oscar-prämierten Leinwandmusical «Dreamgirls» gemeinsam Erfolge feierten, zeichnen für die in 200 Länder übertragene Fernsehshow verantwortlich - eine geheime Kommandosache.
Erstmals in der Oscar-Geschichte ist noch nicht einmal bekannt, wer die begehrten Trophäen bei der Stargala im Kodak Theatre in Hollywood übergeben wird. Die prominenten Glücksboten wurden Medienberichten zufolge sogar gebeten, nicht über den obligatorischen Roten Teppich zu marschieren, um die Spannung nicht zu verderben. Selbst der übertragende Fernsehsender ABC weiß angeblich nicht, wer die versiegelten Umschläge mit den Namen der Preisträger öffnen darf.
Grund für den frischen Wind: Die Oscar-Juroren wollen wieder mehr Fans für ihre Show gewinnen. Im vergangenen Jahr waren die Zuschauerzahlen auf ein Rekordtief von 32 Millionen Menschen gesunken - ein dramatischer Verlust im Vergleich zu den mehr als 55 Millionen, die 1998 bei der Prämierung der Jahrhundertschnulze «Titanic» an den Bildschirmen hingen. Einer Umfrage zufolge sind 81 Prozent der US-Kinogänger der Meinung, die Oscar-Verantwortlichen hätten den Bezug zum Publikumsgeschmack verloren.
«Die Akademie will Veränderung. Und ich hoffe, dass wir einiges davon liefern können», sagte Condon der «Los Angeles Times» geheimnisvoll. Verraten wurde im Vorfeld lediglich, dass der australische Schauspieler Hugh Jackman (40), im vergangenen Jahr vom «People»-Magazin zum «Sexiest Man Alive» gekürt, die Show moderieren soll. Der durch die «X-Men»-Trilogie bekannte Star sei mit seiner Eleganz und seinem Gespür für das richtige Timing die Idealbesetzung für die Rolle als Gastgeber, teilte das Duo Mark & Condon mit.
Weniger zugeknöpft als die Macher der Show sind die Organisatoren des Governors Ball, zu dem nach der Preisverleihung 1500 handverlesene Gäste in den großen Ballraum des Hollywood & Highland Zentrums gebeten werden. «Wir wollen dieses Jahr eine Mischung aus moderner, zeitgenössischer Küche und asiatischer Kochkunst liefern», sagte der aus Kärnten stammende Starkoch Wolfgang Puck (59) der Deutschen Presse-Agentur am Rande des Roten Teppichs. «Österreichische Schmankerl gibt's heuer nicht.»
Zum 15. Mal führt der Catering-König mit einem 350-Mann-Team bei dem Dinner Regie. Er lässt 2000 kleine Oscars aus Lachs schneiden, 4000 Schoko-Oscars mit Gold überziehen, und als Nachtisch kredenzt er eine süße Überraschungsbox mit einer Oscar-Figur auf dem Deckel. 900 Hummer warten im Kühlbecken, 15 Pfund Kaviar und 15 Pfund essbarer Goldstaub sind besorgt, 1200 Flaschen Champagner liegen auf Eis. «Wir müssen Geld ausgeben, sonst funktioniert das Wirtschaftsprogramm von Präsident Obama nicht», flachst der Meister.
Vor dem Kodak-Theater laufen die Vorbereitungen derweil auf Hochtouren. Der rote Teppich ist bereits ausgerollt, aber noch mit Folie jungfräulich versiegelt. Ein Arbeiter muss die Strecke, auf der sich Angelina Jolie, Brad Pitt & Co dem Publikum zeigen werden, mit Trippelschritten abgehen, um jede Unebenheit auszumerzen. Wegen der unsicheren Wetterlage ist eine Plastikplane über die Szenerie gespannt. «Die können wir jederzeit runternehmen. Wir wollten nur auf Nummer sicher gehen», verrät eine charmante Sicherheitsfrau. Der Satz ist kaum heraus, da hält sie sich erschrocken die Hand über den Mund. «Oh je, wir dürfen doch nix sagen.» (dpa)