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Gedichtband Gedichtband: Der Papst als Dichter

26.05.2003, 06:50
Papst Johannes Paul II. zelebriert eine Messe zur Heiligsprechung auf dem Colon Platz in Madrid. (Foto: dpa)
Papst Johannes Paul II. zelebriert eine Messe zur Heiligsprechung auf dem Colon Platz in Madrid. (Foto: dpa) ANSA

Hamburg/dpa. - Der jüngste Gedichtband aus der Feder von Papst Johannes Paul II. ist nun auch auf Deutsch erschienen. Das Werk mit dem Titel «Römisches Triptychon» wurde bereits Anfang März in der polnischen Muttersprache des Kirchenoberhaupts und in einer italienischen Übersetzung veröffentlicht. In dem schmalen Band philosophiert der 83-Jährige über die Schöpfung und das Mysterium des Glaubens, schreibt aber auch sehr persönlich über Tod, Krankheit und das Altern. Es ist ein berührender Text, dessen Lektüre aber gewisse Bibelkenntnisse, religiöses Interesse und die Bereitschaft zum Eintauchen ins Meditative voraussetzt.

Das Buch besteht wie ein Flügelaltar (Triptychon) aus drei Teilen. In der ersten Meditation «Der Bergbach» lobt der Papst den Schöpfer und die Schönheit seines Werkes. Der zweite Teil «Meditationen über das Buch Genesis` an der Schwelle zur Sixtinischen Kapelle» ist das umfangreichste Kapitel und zugleich eine wortgewaltige Betrachtung der berühmten Fresken Michelangelos. Der letzte Teil «Der Berg im Lande Morija» thematisiert die Geschichte des Stammvaters Abraham und dessen unerschütterlichen Glauben an Gott. Die besondere Bedeutung dieses Buches für seinen Autor und die Kirche wurde auch durch die erste Präsentation unterstrichen: Kurienkardinal Joseph Ratzinger stellte das Werk der Weltöffentlichkeit vor, und er schrieb auch das Vorwort.

In seiner Lyrik befasst sich der schwer kranke Papst unter anderem eindringlich mit dem eigenen Tod. Mit den Mitteln der Poesie schließt er zugleich seinen Rücktritt zu Lebzeiten aus. Er schreibt von einer Papstwahl (Konklave) «nach meinem Tode» und blickt auf das denkwürdige Jahr 1978 zurück, in dem überraschend zwei Konklaven in der Sixtinischen Kapelle stattfinden mussten. In diesem Jahr wurde der damalige Krakauer Kardinal zum Kirchenoberhaupt gewählt und beerbte seinen Vorgänger Johannes Paul I., der nach nur 33 Tagen im Amt gestorben war.

Über das Thema Sterben schreibt Johannes Paul II., eingebettet in einen religiösen Kontext, weiter: «Das, was wohlgeformt war, wird formlos. Das, was lebendig war - jetzt ist es leblos. Das, was schön war - jetzt vergeht es in hässlichem Zerfall. Doch ich sterbe nicht ganz, denn das, was in mir ist, bleibt unzerstörbar bestehen!»

Die Gedichtsammlung ist mit handschriftlichen Notizen Karol Wojtylas und Zeichnungen von Michelangelo illustriert. Im letzten Kapitel meditiert der Papst unter anderem über das antike Ur, der im heutigen Irak gelegenen Heimatstadt Abrahams. Johannes Paul II. erinnert an den Aufstieg Abrahams und seines Sohnes Isaak auf den Berg im Lande Morija, Isaaks drohenden Opfertod und Abrahams festes Vertrauen in Gott - ein Aufruf zum Glauben und zugleich persönliches Glaubenszeugnis.

Papst Johannes Paul II.: Römisches Triptychon. Meditationen. Herder Verlag, Freiburg, 64 S., 14,90 Euro (ISBN 3-451-28244-5)