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Gedenkstätte Buchenwald Gedenkstätte Buchenwald: Mahnmal von Fritz Cremer wird aufwändig restauriert

29.03.2004, 13:27
Dietrich Timm nimmt Schleifarbeiten an einem Material-Riss an der Figur «Kämpfer mit Decke» des Buchenwald-Mahnmals von Fritz Cremer in der Restaurierungswerkstatt in Weimar vor. Im Hintergrund hängt ein Schwarz-Weiss-Bild des Mahnmals. Ursprünglich sollte die Plastik nach drei Jahren Restaurierung am 11. April 2005, dem 60. Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwald, wieder aufgestellt werden. Durch die schwierige Verankerung der elf Bronzefiguren auf ihrem Sockel verzögert sich dieser Termin. (Foto: ddp)
Dietrich Timm nimmt Schleifarbeiten an einem Material-Riss an der Figur «Kämpfer mit Decke» des Buchenwald-Mahnmals von Fritz Cremer in der Restaurierungswerkstatt in Weimar vor. Im Hintergrund hängt ein Schwarz-Weiss-Bild des Mahnmals. Ursprünglich sollte die Plastik nach drei Jahren Restaurierung am 11. April 2005, dem 60. Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwald, wieder aufgestellt werden. Durch die schwierige Verankerung der elf Bronzefiguren auf ihrem Sockel verzögert sich dieser Termin. (Foto: ddp) ddp

Weimar/ddp. - Zwei Zentner Gusskernhabe er allein aus der Figur des «Kämpfers mit der Decke» geholt. Daszeige, in welcher Eile Fritz Cremer gearbeitet hat. Cremer hatte 1954den Auftrag für ein Buchenwalddenkmal erhalten. Nur vier Jahre späterwurde es eingeweiht. «Er muss unter wahnsinnigem Zeitdruck gestandenhaben. Ein Bildhauer lässt nach dem Bronzeguss nie die Kerneisen inder Figur», meint der Metallrestaurator.

Genau diese Eisen haben über Jahrzehnte hinweg in Verbindung mitWasser ihr teuflisches Werk an den Skulpturen vollbracht. «Sie hättenjeden Moment umfallen können», sagt Walter Mönch, Verwaltungsdirektorder Gedenkstätte Buchenwald.

Nach 44 Jahren war das Cremer-Denkmal im Juli 2002 vom Sockelgeholt worden. Seit dem wird es in einer Industriehalle in Weimarsaniert. Sechs der insgesamt elf Figuren sind fertig. «Wir liegen gutim Plan. Aber den ursprünglichen Termin 11. April 2005 werden wirnicht halten», schenkt Mönch reinen Wein ein. Geplant war, dass dasDenkmal zum 60. Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwald imkommenden Jahr in Bronze wieder erstrahlt. «Die Figuren werden andiesem Tag fertig sein. Sie werden aber noch nicht auf dem Ettersbergstehen. Wir zeigen das fertige Ensemble hier in derRestaurationswerkstatt. Da sehen die Besucher auch, was wir geschaffthaben. Wir lassen zum Vergleich die völlig verrostete Verankerungliegen», sagt die für das Projekt verantwortliche Ingenieurin KerstinKammann.

Dass das Mahnmal erst im Sommer 2005 wieder aufgestellt werdenkann, hat zwei Gründe, erklärt der Verwaltungsdirektor: «Einerseitsist im Frühjahr das Gelände auf dem Ettersberg nicht mit schwererTechnik zu befahren, andererseits hat uns die Verankerung der Figurenauf dem Sockel großes Kopfzerbrechen bereitet. Die müssen javerschraubt werden und genau das ist die Krux, da fängt es wieder anzu rosten.»

Monatelang hat Kerstin Kammann eine Lösung gesucht und siegefunden. Ummantelter Edelstahl wie er für Abflussleitungen in derchemischen Industrie benutzt wird, soll Wind und Wetter trotzen. «Deraber kann nur bei Wärme verschweißt werden, also im Sommer», erklärtWalter Mönch den Zeitverzug und fügt lächelnd an: «Wir werden nichtden gleichen Fehler machen und das Mahnmal in Eile wieder hinstellen– und eine Attrappe nur für die Feierlichkeiten – wie 1958 – kommtauch nicht in Frage».

In der Restaurationswerkstatt in Weimar sind die Skulpturenbereits aufgestellt. In tief-brauner, glänzender Bronze lassen derZyniker und Rufer, Fahnenträger und Schwörer Besucher aus dem In- undAusland staunen. «Sie haben wieder ein Gesicht bekommen», freut sichRestaurator Bernhard Mai. Die «Löcher», die er in die Figurenschneiden muss, um das Kernmaterial herauszuholen, werden späternicht mehr zu sehen sein.

Im Mai sollen die Arbeiten am Sockel auf dem Ettersberg beginnen.Hierfür seien die Ausschreibungen an die Ingenieurbüros ergangen. EinGroßteil der Sockelsteine muss erneuert werden. Außerdem soll derSockel einen Einstieg und Gang erhalten. Dadurch kann das Denkmalkünftig jährlich von innen kontrolliert werden kann. «Das verhindert,dass noch einmal eine so große Restaurierung notwendig wird. UnserMahnmal hält für die nächsten 100 bis 200 Jahre», ist sich KerstinKammann sicher.

Für die jetzige Restaurierung sind eine Million Euro eingeplant.«Es wird knapp, aber es wird reichen», sagt Walter Mönch, der gern inder Restaurationswerkstatt vorbeischaut: «Sie werden wirklich toll.»