Fußball-WM 2006 Fußball-WM 2006: Kultur rund um die Meisterschaft kostet 30 Millionen Euro

Berlin/dpa. - Kunst und Kultur sind bei der Fußball-WM 2006 in Deutschland in einmaliger Form fester Bestandteil des großen Spiels. Fußball soll bei diesem Turnier eindeutig mehr sein als «auf`m Platz». Das versicherten in bester Eintracht am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung des 30 Millionen Euro teuren Kulturprogramms Bundesinnenminister Otto Schily (SPD), der Chef des Organisations-Komitees, Franz Beckenbauer, und der verantwortliche Multimedia-Künstler André Heller. Schily sagte: «Als moderne weltoffene Gesellschaft öffnet Deutschland seine Fenster und Türen weit.»
Die Eröffnungsfeier am 8. Juni 2006 im Berliner Olympiastadion einen Tag vor dem offiziellen Eröffnungsspiel in München soll laut Schily «das Crescendo und Finale furioso» eines Kulturprogramms mit weltweiter Ausstrahlung werden. Elf Projekte sind unter der Regie des «Weltkünstlers» Heller aus 73 Angeboten gebündelt worden. Das hochrangige Trio Schily, Beckenbauer, Heller aus Politik, Sport und Kultur setzt auf eine Karte, und die heißt Qualität. Schily: «Wir werden höchsten künstlerischen Ansprüchen genügen.» Um die Eröffnungsparty hatte es einige Zeit Hin und Her zwischen Berlin und München gegeben. Einzelheiten über die jetzt auch vom Weltfußballverband FIFA abgesegnete Berliner Feier nannte Schily nicht.
Die künstlerische Note ihrer elf Projekte verbinden die WM-Planer mit der politischen Absicht, das wiedervereinigte Deutschland als friedliches und für die Gäste aus der ganzen Welt offenes Land darzustellen («Die Welt zu Gast bei Freunden»). Beckenbauer sagte, von Anfang an sei ein Motto die enge Verbindung zwischen Sport und Kultur gewesen. Fußball sei weltweit ein kulturelles Ereignis. Heller sagte, Deutschland habe «die einmalige Chance des Abbaus von Missverständnissen, Rassismus und von Dummheit». Laut Schily habe es bisher in der Fußballgeschichte keine WM mit einem derartigen Kulturprogramm gegeben.
Wie bei den taktischen Schachspiel-Zügen der Trainer auf dem Rasen entwickelten die Kulturplaner auf ihrem Reißbrett Kreativität, Flexibilität und Vielseitigkeit. Nicht nur für Fußballfans, sondern für jeden, der am Ereignis Weltmeisterschaft in Deutschland teilhaben will, sollte etwas dabei sein, war eines der wesentlichen Ziele Hellers und seines Teams. «Wir wollen dabei auch Querdenkerisches und Sperriges ermöglichen», begründete Heller einige Projekte, die nicht automatisch die Massen anziehen werden.
Zu Hunderttausenden lockt es die Fans in den Fußball-WM-Globus, der schon seit 2003 im Zentrum der Kulturprojekte steht. Seit seiner Premiere am Brandenburger Tor in Berlin kamen in der Hauptstadt, in Frankfurt und in Köln mehr als 220 000 Besucher in die mehr als 20 Meter hohe Kugel, in deren Inhalt Reliquien des Fußballsports, berühmte oder kuriose Szenen zu bestaunen und aktiv Video- und Computerspiele rund um den Ball zu betreiben sind. Abends diskutieren Literaten, Schauspieler, Künstler und Sportler über Fußball und alles, was er auslöst. Der Globus wird bis 2006 in jeder WM-Stadt ein Mal zu sehen sein, während des Turniers steht er erneut in Berlin.
Weitere Attraktionen des Kulturprogramms sind unter dem Titel «Weltsprache Fußball» eine Tournee-Ausstellung der Goethe-Institute in 127 Ländern und ein Projekt der nächsten «Berlinale»- Filmfestspiele mit dem Kurzfilmwettbewerb «Fußball und Kultur». Zu den Angeboten gehören eine internationale Ausstellung des Kurators Harald Szeemann über die Beziehung zwischen Fußball und moderner Kunst, eine Serie von Kunstplakaten, ein Projekt über «Straßenfußball-Kulturen», ein Weltliteraturkongress der Universität Tübingen, eine Ausstellung des Berliner Filmmuseums und ein Dokumentarfilm über honduranische Mädchen, die in der Fußball- Stadtliga von Tegucigalpa mitspielen. Außerdem wird es eine eigene Zeitschrift «Anstoss» zum Kulturprogramm sowie 14 Fußball- Themenabende des Senders «arte» geben.