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Franz Ferdinand Franz Ferdinand: Dandy im Niemandsland zwischen Jetzt und Gleich

23.08.2013, 18:40
Vier Dandys unterwegs zum Weltruhm: Franz Ferdinand
Vier Dandys unterwegs zum Weltruhm: Franz Ferdinand Domino Lizenz

Halle/MZ/STK - Die ausgiebige Pause seiner Band wusste Nick McCarthy gut zu nutzen. Er arbeitete. Nicht im Studio, nicht auf der Festivalbühne. Nein, der 38-jährige Schotte, aufgewachsen im bayrischen Bad Aibling, ließ sich vom Schauspieler Philipp Plessmann, einem alten Bekannten aus gemeinsamen Jugendtagen, überreden, in Halle Theater zu spielen. Und das dann auch noch ausgerechnet im Thalia-Theater, das wenig später geschlossen wurde.

In Shakespeares „Sturm“ stand McCarthy neben komischen Puppenköpfen im Scheinwerferlicht, er spielte ein paar Gitarrenstücke und sang im Duett mit Plessmann.

Eine Fingerübung, der nun wieder das richtige Geschäft folgt. Vier Jahre nach dem letzten Album, das McCarthy mit seiner Band Franz Ferdinand vorgelegt hat, folgt mit „Right Thoughts, Right Words, Right Action“ der langerwartete Nachfolger. Zehn Songs, aufgenommen im Studio von Sänger Alex Kapranos in Schottland, in McCarthys Sausage-Studios in London, im Club Ralph und auf ein paar Reisen nach Stockholm und Oslo. Zehn Songs, die sich weniger nach Hymne als nach kantiger Marschmelodie anhören.

Nervös klingt das alles, fiebrig und voller Energie, nicht sehr weit im Hintergrund zappelt der Geist von David Byrnes Talking Heads, allerdings bewaffnet mit traditionellen Britpop-Gitarren. Der Titelsong etwa ist ein glasklarer Fall von Schonmalgehört: Die Melodie stammt von den Kinks, das Rhythmusgerüst vom „Psycho Killer“ der Talking Heads, die Stimmfärbung hat Kapranos gleich auch noch von David Byrne ausgeborgt.

Gut, der „Last Bastard of British Pop“ darf das - und so nennt Alex Kapranos die Platte. Der Sänger kleidet sich immer noch betont dandyhaft wie Bryan Ferry von Roxy Music und klingt immer noch, als wolle er ganz hoch hinaus, ohne groß aufzufallen.

Mit „Right Thoughts, Right Words, Right Action“ wird das vermutlich gelingen. Franz Ferdinand, mit ihrem gleichnamigen Debütalbum vor neun Jahren noch eine mittlere Rocksensation, reihen sich mit Werk Nummer 5 ein in eine ganze Generation vielversprechender Bands der beginnenden 2000er Jahre, die wie Bloc Party, Arctic Monkeys oder Kaiser Chiefs sensationell starteten, danach aber ihren Fokus verloren und inzwischen irgendwo im Niemandsland zwischen Jetzt und Gleich, zwischen gepflegter Routine und routiniertem Experiment agieren.

Die nächste Stufe, über die von all diesen Gruppen eigentlich nur die Killers und die Kings Of Leon gesprungen sind, werden Franz Ferdinand mit Songs wie „The Universe Expanded“ nicht erreichen. Zu sehr ähneln sich die Lieder, zu sehr geht der Versuch, endlich mal nicht über lange Nächte, wilde Parties und kurze Affären zu singen, ins Transzendendale. Franz Ferdinand, so viel lässt sich sagen, sind unterwegs. Demnächst auf Welttournee von Ungarn über Deutschland und England bis in die USA und nach Japan.