Frankreich Frankreich: Trauer um Marcel Marceau

Paris/dpa. - Frankreich trauert um einen seiner berühmtestenKünstler: Marcel Marceau. Mit 84 Jahren ist der legendäre Pantomimeam Samstag gestorben, wie die französische Regierung am Sonntagmitteilte. Jahrzehntelang hatte er vor allem als tragikomischer,weißgeschminkter «Monsieur Bip» ein begeistertes Publikum verzaubert.Marceau wurde am 22. März 1923 als Sohn eines jüdischen Metzgers inStraßburg geboren. Nach dem Tod seines Vaters in Auschwitz 1942 hatteer sich der Widerstandsbewegung angeschlossen.
Nach Angaben seiner Familie soll Marceau auf dem Pariser FriedhofPère Lachaise beerdigt werden, auf dem auch Berühmtheiten wie dieSchauspielerin Sarah Bernhardt, Doors-Sänger Jim Morrison oder derSchriftsteller Oscar Wilde begraben sind. Zur Todesursache wolltesich die Familie zunächst nicht äußern.
Marceau hatte die Kunst der Pantomime wiederbelebt, die vomStummfilm verdrängt worden war. Er gilt als letzter berühmterVertreter dieser aussterbenden Gattung. Als kleines Kind hatte erFilme von Charlie Chaplin gesehen und eine Begeisterung für die Bühneentwickelt.
Im Laufe der Jahrzehnte wurde er vor allem in der Rolle des ClownsBip in Ringelhemd und weißen Hosen, mit roter Blume und zerknittertemSeidenhut, weltberühmt. Zu seinem Alter Ego hatte ihn eine CharlesDickens-Figur inspiriert. Nach einer Europatournee im Jahr 1947gründete Marceau 1948 in Paris die pantomimische Theatergruppe«Compagnie de Mimes Marcel Marceau», die mit insgesamt 26 Mimodramen,darunter «Der Mantel» oder «Pierrot de Montmartre» zu Weltruhmgelangte.
Besonders großen Erfolg feierte Marceau in den USA, wo sich derSänger Michael Jackson seinen Tanz «Moonwalk» bei ihm abschaute. 1965trat er in Hollywood mit Fred Astaire auf. Pantomime sei die Kunst,«nicht Worte durch Gesten, sondern Gefühle durch charakteristischeHaltungen auszudrücken», sagte Marceau einmal. Man brauche keineWorte, um zu zeigen, was man auf dem Herzen habe.
Stolz war der Altmeister stets auf die Absolventen seiner 1978 vonihm gegründeten internationalen Schule für Pantomime in Paris. 1993stellte er mit den besten von ihnen eine neue Truppe zusammen, die«Nouvelle Compagnie de Mimodrame». «Le Chapeau Melon», eine Hommagean sein großes Vorbild Charlie Chaplin, hatte 1997 Uraufführung amMünchner Prinzregententheater. Marceau spielte auch in gut zweiDutzend Filmen mit, darunter «Barbarella» (1968) mit Jane Fonda.
In Frankreich löste die Nachricht von Marceaus Tod Bestürzung aus.Premierminister François Fillon sagte, seine «Geschichten ohne Worte»hätten dem Künstler eine seltene Gabe verliehen: Grenzenlos mitjedermann kommunizieren zu können. «Er war ein mysteriöser Mann»,sagte der Journalist und Schriftsteller Jacques Chancel demRadiosender «France Info». «Er hatte in der Stille das Wort. Ersprach ohne Worte - und es gibt so viele Menschen, die sprechen, ohneetwas zu sagen.»