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Frankreich Frankreich: Schauspielen ist für ihn keine Arbeit

Von Sabine Glaubitz 10.08.2004, 06:10
Der französische Schauspieler Pierre Richard (aufgenommen im Mai 1999) feiert am 16. August 2004 seinen 70. Geburtstag. (Foto: dpa)
Der französische Schauspieler Pierre Richard (aufgenommen im Mai 1999) feiert am 16. August 2004 seinen 70. Geburtstag. (Foto: dpa) dpa

Paris/dpa. - Pierre Richard ist in seinen Filmen wie im Leben:spontan und instinktiv. Gleich, ob der französische Filmschauspielerden liebenswert-trotteligen Musiker in «Der große Blonde kehrtzurück» oder den sanften Rohling in «Zwei irre Spaßvögel» verkörpert,er strengt sich dabei nicht an. «In eine andere Person zu schlüpfen,verlangt von mir keinerlei Anstrengungen, ich spiele einfach michselber. Deshalb habe ich mich lange Zeit auch nicht als Schauspielergefühlt», erklärte der Schauspieler einmal. Der inzwischenweißgelockte Komiker, der am kommenden Montag (16.) 70 Jahre altwird, gilt als unbestrittener Nachfolger von Louis de Funès, auchwenn er in den letzten Jahren vergeblich versuchte, von seinemTollpatsch-Image loszukommen.

Das komödiantische Talent ist dem Sohn eines adligen Industriellenaus dem nordfranzösischen Valenciennes angeboren. «Gerade eben warich in einem Restaurant. Ich nahm den Pfefferstreuer, und auf einmalfiel er in meinen Teller. Das war nicht mein Fehler. Jemand hatte denDeckel nicht zugedreht. Natürlich lachten alle, und der Kellnerglaubte, ich hätte das absichtlich gemacht», erzählt der Komiker alsBeispiel. Die Rolle des schmächtigen, zerstreut wirkendenNormalbürgers und Träumers, dem die Boshaftigkeit der Welt nichtsanhaben kann, ist Richard wie auf den Leib geschnitten. «Ich kann imFilm die ärgsten Schandtaten begehen, die Leute kugeln sich vorLachen», sagt der Vollblutschauspieler, der sich in den Filmen vonChaplin und Keaton wiedererkennt.

Richard, geboren als Pierre Richard Maurice Charles LéopoldDefays, machte erstmals mit der derben Komödie «Der Zerstreute» vonsich reden, in dem er sowohl die Hauptrolle spielte als auch alsAutor und Regisseur verantwortlich zeichnete. Seinen internationalenDurchbruch schaffte der begnadete Komiker 1972 mit «Der große Blondemit dem schwarzen Schuh». Dass er burlesk und melancholisch zugleichsein kann, zeigte er 1996 in «Die 1001 Rezepte eines verliebtenKochs». Der Film spielt in Georgien zur Zeit der russischenRevolution. Auch dieser Film, der für einen Oscar nominiert wurde,war wie für ihn geschrieben, zumal er im Frühjahr 1993 im PariserStadtviertel Marais ein Restaurant mit marokkanischen Speiseneröffnet hatte.

Mit der Schauspielerei hat sich Richard einen Kindheitstraumerfüllt. «Als ich Kind war, wollte ich Johnny Weissmüller in "Tarzan"sein und im Wald leben. Heute spiele ich Robinson Crusoe: Wo ist dadie Arbeit? Dreieinhalb Monate lang habe ich einfach nur Robinsongespielt», sagt der Spaßvogel über sein Metier und fügt hinzu: «Dasist ja keine Arbeit, denn ich bin ja dabei mit mir im Einklang».