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Frankreich Frankreich: Erotisch, unwiderstehlich - und unberührbar

Von Sabine Glaubitz 21.10.2008, 11:51
Die französische Schauspielerin Catherine Deneuve trägt auf dem undatierten Werbefoto ein Schmuckstück des italienischen Juweliers Pomellato. (Foto: dpa)
Die französische Schauspielerin Catherine Deneuve trägt auf dem undatierten Werbefoto ein Schmuckstück des italienischen Juweliers Pomellato. (Foto: dpa) dpa

Paris/dpa. - Schönheit kann auch ein Fluch sein. Bei CatherineDeneuve jedoch ist Schönheit auch eine Form von Intelligenz. In mehrals 45 Jahren Karriere hat sich die Grande Dame des französischenKinos ein Image aufgebaut, dass sie zwar zum «ewig Weiblichen» werdenließ, erotisch und unwiderstehlich, jedoch unberührbar. So wie diemarmorne Statue der französischen Nationalfigur «Marianne», die 1985ihr ebenmäßiges Gesicht bekam. Diese anziehende Unnahbarkeit hat diegrößten Filmemacher zu Meisterwerken des Weltkinos inspiriert.

«Indochine» von Régis Wargnier und «Die letzte Metro» von FrançoisTruffaut zogen Millionen Kinozuschauer in den Bann. Immer wiederinspiriert «die Deneueve», die am Mittwoch (22. Oktober) 65 Jahre altwird, Meisterregisseure wie Lars von Trier, Leos Carax, Raoul Ruiz,Manoel de Oliveira und François Ozon zu großen Filmen.

Was sich hinter ihrem makellosen Antlitz verbirgt, bleibt ihrGeheimnis. In Interviews gibt sich der Leinwandstar förmlich undreserviert und selbst in ihren 2005 in Deutschland erschienenenTagebüchern «Im Schatten meiner Selbst» erfährt der Leser nur wenigüber ihr eigentliches Wesen. Das Buch besteht aus Erinnerungen aneinige ihrer Dreharbeiten. Sie beschreibt ohne Allüren die Freudenund Leiden ihres Metiers: die einzelnen Rollen, dieArbeitsbedingungen, die Drehorte, Begegnungen, Schlaflosigkeit undErschöpfung.

«Ich verstecke mich», sagte sie auf dem Festival in Cannes vorwenigen Jahren, wo die Schauspielerin zu den Stammgästen zählt.Gleich mit zwei Filmen war sie dieses Jahr wieder dabei: In derFamiliengeschichte «Un Conte de Noël» von Arnaud Desplechin und in«Je veux voir» von Joanna Hadjithomas und Khalil Joreige, einerProduktion über die Auswirkungen des Krieges im Libanon.

«Ich war sehr jung schon der Brutalität und Vulgarität derZeitungen ausgesetzt. Das hat mich derart schockiert, dass ichangefangen habe, mich zu schützen», erklärte Deneuve. Für die erstenSchlagzeilen, die in Frankreich hohe Wellen schlugen, sorgte sie1964. Nicht nur, weil sie in Cannes für «Die Regenschirme vonCherbourg» ihre erste Goldene Palme bekam. Mit 20 Jahren wurde sieauch allein erziehende Mutter. Eine schwierige Situation imFrankreich der Vor-68-Jahre. Der Vater ihres Sohnes Christian: derskandalträchtige Frauenheld Roger Vadim.

Vadim, der damalige Ehemann von Brigitte Bardot (BB), war es, derDeneuve 1960 für den Film entdeckte. Zwei Jahre später gab er ihr dieerste größere Rolle in seinem Film «La vice et la vertu» (Laster undTugend), in dem sie die Tugend verkörperte. Als die 17-jährigeDeneuve den 15 Jahre älteren Vadim kennen lernte, kam es nicht nurzum Bruch mit den Eltern. Unter seinem Einfluss ließ sie sich ihrebrünetten Haare blond färben - so wie BB.

Der Regisseur führte sie in den Jetset ein und machte aus derstillen und zurückhaltenden Catherine die unnahbare sexy Blonde. Als«Keuschheit voller Sex-Appeal» bezeichnete er diese Ausstrahlung, dievon nun an zu ihrem Markenzeichen werden sollte. Dem «Charme derprofessionellen Jungfrau» erlag auch Roman Polanski, mit dem sie«Ekel» drehte.

Gegen die Rolle als Sex-Symbol hat sich Deneuve jedoch schonimmer gewehrt. «Sex-Symbol - was heißt das schon? Ich investiere injeden Film viel mehr als nur mein Aussehen. Sex - das ist mir zuflach, zu eindimensional. Ich bin doch kein Faltposter aus einemMännermagazin! Erotik ist ein viel besseres Wort dafür. Ich binjederzeit bereit, erotische Reviere zu erforschen, aber ich bin weitdavon entfernt, mich darüber öffentlich auszulassen», meinte sieeinst in einem Interview. Und genau das macht ihr Erfolgsrezept aus:Schönheit in Form von Intelligenz.

Die alleinerziehende Mutter Selma (l.), verkörpert von der isländischen Popsängerin Björk, steht in dem Film «Dancer in The Dark» neben ihrer Freundin Kathy (Catherine Deneuve). (Foto: dpa)
Die alleinerziehende Mutter Selma (l.), verkörpert von der isländischen Popsängerin Björk, steht in dem Film «Dancer in The Dark» neben ihrer Freundin Kathy (Catherine Deneuve). (Foto: dpa)
Constantin