Frankfurter Buchmesse Frankfurter Buchmesse: Katalanen streiten über spanische Literatur

Frankfurt/Barcelona/dpa. - Als Gast der nächsten Frankfurter Buchmesse gehört Katalonien zu den kleineren Partnern der vergangenenJahrzehnte. Doch der Wirbel um die Präsentation der katalanischenKultur auf der weltgrößten Bücherschau Mitte Oktober könnte schonjetzt kaum größer sein - vor allem in Spanien. Dort erregt der vonder Regionalregierung in Barcelona organisierte Auftritt heftig dieGemüter. Umstritten ist vor allem, in welcher Form auch die inSpanisch schreibenden Autoren aus dem katalanischen Sprachraum inFrankfurt vertreten sein werden. Am kommenden Mittwoch (13. Juni)wollen die Organisatoren nun in Frankfurt die mit Spannung erwarteteAutorenliste vorstellen.
«Die Diskussion in Spanien schwappt natürlich auch hier rüber»,sagt Buchmessen-Sprecherin Caroline Vogel. Seit über zwei Jahrenbereitet das katalanische Kulturinstitut Ramon Llull, das dortigePendant zum deutschen Goethe-Institut, den Auftritt in Frankfurt fastgeneralstabsmäßig vor. Rund 16 Millionen Euro - den teuerstenAuftritt aller bisherigen Gastländer - lassen sich die als «PreußenSpaniens» geltenden Katalanen ihre Präsentation kosten. NebenAusstellungen und Auftritten von berühmten Künstlern wie demTheaterregisseur Calixto Bieito will das Llull-Institut vor allemkatalanische Autoren in Frankfurt der Öffentlichkeit vorstellen.
Der katalanische Sprachraum umfasst rund 13 Millionen Menschen.Als eigenständiges romanisches Idiom ist Katalanisch die achtgrößteSprache innerhalb der Europäischen Union. Katalonien, diewirtschaftsstärkste spanische Region mit sieben Millionen Einwohnern,versteht sich in einem im vergangenen Jahr verabschiedetenAutonomiestatut als «Nation». Zum Sprachraum gehören aber auch dieBalearen, der Region Valencia, der Kleinstaat Andorra, Teile vonSüdfrankreich mit dem Zentrum Perpignan und die Gegend um die StadtAlghero auf Sardinien.
Das von einer linken Koalition regierte Katalonien will dieBuchmesse als Plattform nutzen, um sich als eigenständige Kultur zurprofilieren. Mit finanzieller Hilfe des Llull-Instituts werden zurMesse fast 300 Titel katalanischer Autoren in andere Sprachenübersetzt, 26 davon erscheinen dieses Jahr auf Deutsch. Zwarschreiben auch renommierte Autoren wie Albert Sánchez-Pinol aufKatalanisch, die bekanntesten in Katalonien lebenden Schriftstellerwie Bestseller-Autor Carlos Ruiz Zafón («Der Schatten des Windes»)oder Eduardo Mendoza («Die Stadt der Wunder») publizieren aber inSpanisch.
Die beiden haben nun in den vergangenen Wochen in der spanischenPresse wenig Sympathie für die katalanische Präsentation in Frankfurterkennen lassen. Das seit kurzem direkt der Regierung in Barcelonaunterstellte Institut Ramon Llull scheint jedoch nach Medienberichteninzwischen bemüht, auch die spanischschreibenden Schriftstellereinzubinden. Dies soll vor allem über die auf der Messe vertretenenspanischen Verlage geschehen - schließlich gilt Barcelona auch alsZentrum der Buchbranche für die gesamte spanischsprachige Welt.
Über 130 Autoren aus dem gesamten katalanischsprachigen Raum, dieauf Katalanisch und auch Spanisch schreiben, soll Ramon Llull nacheinem jüngsten Bericht der Zeitung «El Periódico de Catalunya» nachFrankfurt eingeladen haben. An diesem Mittwoch wird es in Frankfurtnähere Aufschlüsse darüber geben. Doch die Diskussion darüber wirdbis zur Buchmesse (10. bis 14. Oktober) sicherlich anhalten. Derkatalanische Autor Sergi Pàmies («Der große Roman über Barcelona»)hat das Llull-Institut bereits einen Korb gegeben, weil er sich nichtin deren Kulturkonzept einbinden lassen will. «Dass einige Autorennicht offiziell beim Gastlandauftritt mitmachen wollen, hat es immerschon gegeben», sagt Buchmessen-Sprecherin Vogel gelassen.
Dabei sein wird auf jeden Fall der katalanische Autor Jaume Cabré,dessen Bürgerkriegs-Epos «Die Stimmen des Flusses» Ende August aufDeutsch erscheint. «Ich sehe den Auftritt als große Chance», sagteder Autor vergangene Woche in Frankfurt bei der Präsentation seinesneuesten Werkes, das in Katalonien zum Bestseller wurde.
