"Frankensteins Sohn" in Eisleben "Frankensteins Sohn" in Eisleben: Willkommen im Club der Ungeliebten

eisleben/MZ - „Du Freak, du!“ Das muss Frank täglich hören. Zugegeben, es ist eher ungewöhnlich erst 13 Jahre alt und schon 1,93 Meter groß zu sein und überdies Schuhgröße 47 zu haben. Ansonsten ist Frank Stein ein ganz normaler Jugendlicher. Wäre da nicht der Umstand, dass er mittels künstlicher Befruchtung entstanden ist und seine Mutter schon 66 Jahre alt war, als er auf die Welt kam.
Der Wind des Schicksals begann dem Jungen ins Gesicht zu blasen, als er in die Schule kam: Erst verspottete man ihn als „Omakind, Opakind“, später war er dann nur noch Frank, der Freak. Irgendwann fügte er sich in die Rolle des Außenseiters und Monsters.
Der österreichische Autor Holger Schober erzählt Franks Geschichte in dem Theaterstück „Frankensteins Sohn“, das am Donnerstag als deutsche Erstaufführung an der Landesbühne Sachsen-Anhalt in Eisleben Premiere hatte. Das 2009 in Linz erstaufgeführte Drama ist eine Variation des zeitlosen Themas „Er ist anders als all die anderen“.
Von Anfang bis Ende mitreißend
Das gilt nicht nur für Frank (wunderbar überdreht: Patrick Oliver Schulz), sondern auch für seine Freunde: Claudia (hypersensibel: Michaela Dazian), die Tänzerin werden wollte, aber krankheitsbedingt aufhören musste. Auch Bela (herrlich hippelig: Manuela Stüßer) hat ihr Päckchen zu tragen: Sie leidet an Blutarmut und fällt deshalb oft in Ohnmacht. Und Laurenz (klug-autistisch: Christopher Wartig) hat einen Haarwuchs, der einen Werwolf neidisch macht.
Regisseurin Sonja Wassermann ist eine Inszenierung gelungen, die von Anfang bis Ende so mitreißend ist, dass sowohl für die Akteure als auch für das Publikum kaum Zeit zum Atemholen bleibt. Der dramaturgische Ansatz ist ebenso einfach wie pfiffig: Frank erzählt seine Leidensgeschichte nicht einfach, sondern er gestaltet sie gemeinsam mit seinen drei Freunden als Film.
Die vier Akteure spielen für die jugendlichen Zuschauer auf der Studiobühne und machen sie gleichzeitig zu TV-Zuschauern des Echtzeit-Blockbusters „Frankensteins Sohn“. Dafür ist die Videokamera mit einem Monitor verbunden, der mitten auf der Bühne steht. Die wiederum ist angefüllt mit zahllosen Steh- und Hängelampen (Ausstattung: Sven Hansen).
Überzeugend in Szene gesetzt
Erst später wird klar: Das Versteck des „Clubs der Freaks“ ist ein aufgegebenes Lampengeschäft. Szene für Szene, Einstellung für Einstellung lässt Frank sein Leben Revue passieren. Tragischer Höhepunkt der improvisierten Filmbiografie ist die herzlose Ankündigung der von Bela gespielten 79-jährigen Mutter, dass Frank ins Heim muss, weil den Eltern die Kraft für seine Erziehung fehlt und er auch nie den Erwartungen entsprach, die man einst mit seiner künstlichen Zeugung verband. Doch bevor es dazu kommt, flieht Frank, trifft auf Claudia, Bela und Laurenz und dreht mit ihnen (siehe oben) seinen Gruselfilm.
„Frankensteins Sohn“ ist ein tolles und in Eisleben sehr überzeugend in Szene gesetztes Stück. Ein Muss nicht nur für alle jungen Menschen, die mit sich hadern!
Nächste Aufführungen am 19. März und 8. April, jeweils 9.30 Uhr