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Frank Zander Frank Zander: Die raue Stimme wird 70 Jahre alt

Von Caroline Bock 30.01.2012, 13:06
Frank Zander singt im Olympiastation in Berlin mit Fans von Hertha BSC seine Stadion-Hymne «Nur nach Hause geh'n wir nicht», nach der Melodie von Rod Stewarts «I Am Sailing». (FOTO: DPA)
Frank Zander singt im Olympiastation in Berlin mit Fans von Hertha BSC seine Stadion-Hymne «Nur nach Hause geh'n wir nicht», nach der Melodie von Rod Stewarts «I Am Sailing». (FOTO: DPA) dpa

Berlin/dpa. - Er blödelte mit Helga Feddersen in der legendären „Plattenküche“. Einer seiner großen Hits heißt „Hier kommt Kurt“. Auch den Ententanz hat er mal parodiert. Doch Frank Zander ist mehr als der Berliner Ulk-Barde, der seine Karriere startete, als es nur drei Fernsehprogramme gab. Jedes Jahr lädt er Tausende Obdachlose zur Weihnachtsgans ein. Für sein soziales Engagement wurde Zander zum „Berliner des Jahres“ gekürt und bekam das Bundesverdienstkreuz. Am 4. Februar feiert der Sänger und Schauspieler seinen 70. Geburtstag, wahrscheinlich bei einer Überraschungsparty.

Kurz vor der „bösen 7“ macht er Urlaub in seiner Zweitwohnung auf Ibiza mit Blick aufs Meer. Das Alter hat ihn ein bisschen ins Grübeln gebracht. „Ich hab noch so viel vor“, sagt er. „Ich gucke immer auf die Uhr und denke, ist es schon so spät.“ Im Kopf fühle er sich noch wie 39. „Rente, das Wort kenne ich gar nicht.“ Zander ist ein Typ, der sich für vieles begeistert: für neue Songs, Malen, Fotografieren, Videos schneiden, Komponieren. Er sei „noch sehr verspielt“.

In den 60er Jahren machte der Junge aus Berlin-Neukölln eine Ausbildung als Grafiker. Seine Anfänge als Musiker waren rockig. Sein Millionenpublikum fand der blonde Schnauzbart-Träger mit der rauen Stimme aber durch seine Fernsehauftritte in den 70er und 80er Jahren. Die WDR-„Plattenküche“ und ihren Nachfolger „Bananas“, beides Musik- und Sketch-Shows, hat er in guter Erinnerung. „Es war eine unheimlich bunte Zeit.“ Heute ist eine solche TV-Unterhaltung seiner Meinung nach nicht mehr angesagt, weil sie zu teuer ist. „Die schöne Zeit ist leider vorbei.“

Die Entertainment-Formate heutzutage findet Zander manchmal sehr fragwürdig und voyeuristisch. Für das RTL-„Dschungelcamp“ würde er sich „nie im Leben“ hergeben - „nicht für 'ne Million“. Er habe die Anfragen immer abgelehnt.Anders als bei seinen TV-Kollegen ist über Zander selten Klatsch zu lesen. Er ist seit mehr als 40 Jahren mit seiner Evelyn (61) verheiratet - und die schieße alles weg, was jünger sei, erzählt er lachend. Seine Frau und Sohn Marcus (44) sind ihm wichtig: „Ich habe meiner Familie viel zu verdanken.“

Zander hat in Berlin ein Riesenpublikum. Nach Spielen des Fußballclubs Hertha BSC singen die Fans seine Stadion-Hymne „Nur nach Hause geh'n wir nicht“, nach der Melodie von Rod Stewarts „I Am Sailing“. In der aktuellen Bundesliga-Saison hofft er für die Hertha auf einen Platz unter den ersten Fünf. „Bitte nicht absteigen, das würde mir wehtun.“

Seit etwa 17 Jahren organisieren die Zanders schon das Weihnachtsessen, bei dem Prominente für arme Berliner kellnern. Beim letzten Mal kamen 2800 Obdachlose ins Hotel Estrel. „Es werden immer mehr, das ist leider so.“ Berührungsängste hat der Musiker nicht. „Ich freue mich einfach, wenn die sich wohlfühlen - und danach sind wir alle platt.“ Und so wollte Zander eigentlich am liebsten zu seinem Geburtstag verschwinden. Sohn Marcus konnte ihn davon abhalten.

Frank Zander posiert im Velodrom in Berlin (FOTO: DPA)
Frank Zander posiert im Velodrom in Berlin (FOTO: DPA)
dapd