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Fotograf aus Halle Fotograf aus Halle: Uwe Jacobshagen hat den Rostocker Hafen im Bild festgehalten

Von Kai Agthe 14.03.2018, 08:41
Ein Lotsenversetzboot legt im Rostocker Hafen an.
Ein Lotsenversetzboot legt im Rostocker Hafen an. Uwe Jacobshagen, VG Bildkunst

Halle (Saale) - Bei null Grad Außentemperatur und Windstärke 5 auf einem Schiffsdeck zu stehen, sei allein schon eine elementare Erfahrung, sagt Uwe Jacobshagen. Umso mehr, wenn man auf dem schwankenden Fahrzeug auch noch versucht, ein Bild aufzunehmen.

Der hallesche Fotograf hat es so erlebt bei einer nächtlichen Einsatzfahrt mit einem Schleppschiff im Seehafen Rostock. Die war Teil eines fotografischen Projekts über den größten Hafen im Ostseeraum, das Jacobshagen im Frühjahr 2016 realisierte. Eine Auswahl dieser Farbaufnahmen ist jetzt in einem im Mitteldeutschen Verlag Halle erschienenen Bildband vereint.

„Vom Schiffsfestmacher über den Lotsen bis hin zum Kapitän habe ich selten so uneitle Menschen kennenlernen dürfen wie im Rostocker Hafen“, schwärmt der Fotograf auch noch aus dem Abstand von zwei Jahren über seinen Aufenthalt und die Männer der See, mit denen er an Bord und Land sprach - und die er teils auch porträtierte.

Vom Seemannsdiakon bis zum philippinischen Matrosen findet sich hier alles wieder, was an Personal zu dem Hafen gehört - diesem „faszinierenden Organismus“, wie ihn Uwe Jacobshagen wiederholt mit jugendlicher Begeisterung umschreibt. Denn ein Hafen sei, ähnlich wie der Körper eines Lebewesens, 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr aktiv.

Hallescher Fotograf war fünf Wochen unterwegs

Gut fünf Wochen, jeden Tag zwölf Stunden, war er selbst in Rostock unterwegs: Jacobshagen besuchte den britischen Frachter „Vasaland“, ging auf kleine Landpartie mit einem Lastwagen jenes Catering-Services, der die im Hafen liegenden Schiffe mit Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs versorgt, durfte mit dem Lotsenversetzboot auf die Ostsee hinaus und interviewte auch den Kapitän einer Ostseefähre.

Letzteren sogar auf der Brücke, obwohl die ein Hochsicherheitsbereich und deshalb für Passagiere eigentlich tabu ist. Das gilt auch für den Rostocker Hafen, weshalb Jacobshagen auf seinen Streifzügen über das Areal stets einen Begleiter zur Seite hatte. Die Vorbereitungszeit war entsprechend lang, ehe er mit Kamera und Stativ den Hafen betreten durfte: Er habe ein Jahr vorher begonnen, Gespräche mit der Rostock Port GmbH zu führen, so der Fotograf.

Mögen die Vorfahren von Uwe Jacobshagen - der Familienname deutet darauf hin - schon vor vielen Generationen aus nördlichen Breiten nach Mitteldeutschland gekommen und der Fotograf 1963 in Halle geboren worden sein, so verspüre er seit Kindertagen eine große Zuneigung zum Meer.

„Ich habe aber großen Respekt vor dem Meer. Ich weiß, dass wir dort nur zu Gast sind. Aber ich mag die totale Weite auf See und den Himmel, der auf dem Meer immer atemberaubend ist.“ Diese Liebe bekunde sich nicht allein im Fotografischen, sondern auch ganz unmittelbar im maritimen Tun: Uwe Jacobshagen ist ein passionierter Segler und mit Freunden schon oft auf Ostsee und Mittelmeer unterwegs gewesen.

Obwohl er mit seiner Arbeit als Werkstattleiter für Fotografie am Fachbereich Design der Hochschule Anhalt in Dessau und mit seiner eigenen, freien fotografischen Tätigkeit sehr zufrieden ist, so weiß Jacobshagen dennoch mit Bestimmtheit zu sagen: „Im nächsten Leben werde ich Nautik studieren.“ Die erste Voraussetzung mithin, um irgendwann als Kapitän auf große Fahrt gehen zu können.

Technische Daten von Schiffen interessieren ihn weniger, sagt der Fotograf. Ihm gehe es in seinen Bildern vor allem darum, „Geschichten aus dieser sehr eigenen Welt zu erzählen“: Der Hafen als Arbeitsplatz, wo zahllose logistische Rädchen ineinandergreifen. Der Hafen aber auch als Ort einer „abstrakten Sehnsucht“, die nichts mit der in Shantys, den Seemannsliedern, besungenen Romantik zu tun habe. Denn auch im Rostocker Hafen dürfen etwa die Matrosen eines Schiffes, das angelegt hat, nicht einfach von Bord gehen, sondern müssten Landgang erst bei den deutschen Behörden beantragen.

Jacobshagen will sich nun der Natur zuwenden

Jacobshagens Panoramen und Details aus dem Rostocker Hafen werden in dem mit Unterstützung der Kunststiftung Sachsen-Anhalt veröffentlichten Bildband oft ein-, meistens aber doppelseitig wiedergegeben. Die Porträts der im Rostocker Hafen und auf Schiffen tätigen Menschen hingegen werden wesentlich kleiner reproduziert. Aus gutem Grund, wie Uwe Jacobshagen erklärt: „Durch die weiße Fläche um die Bildnisse wird der Blick des Betrachters stärker auf die Porträtierten fokussiert.“

Nach dem maritimen Thema wolle er sich nun fotografisch wieder der Natur zuwenden, kündigt der Fotograf an. Er wird aber auch künftig mindestens zweimal pro Jahr unterwegs sein, um seine Liebe zu den endlosen Weiten des Wassers zu leben. „Denn für mich gibt es keinen schöneren Ort als das Meer“, sagt Uwe Jacobshagen mit einem Lächeln.

››Uwe Jacobshagen: „Seehafen Rostock“, mit Texten von Rita B. Wahl, Mitteldeutscher Verlag, 151 Seiten, 25 Euro

(mz)