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Folk Folk: CocoRosie sind auf den Beat gekommen

19.04.2007, 09:52

Wien/dpa. - «The Adventures of Ghosthorse and Stillborn» nennt sich das neue, leicht melancholische Meisterwerk der Schwestern Bianca und Sierra Casady. Auch auf diesem zeigt sich das Duo schräg und fantasievoll.

Diesmal erhält ihre minimalistisch-experimentelle Folk-Mixtur neuen Schwung in Form von behutsam eingesetzten Beats. Sigurosson erweist sich als Meister seines Fachs, denn sein elektronisches Sounddesign lässt die latent vorhandene Stagnation des Vorgängeralbums vergessen. Das bedeutet, dass sich das Rasseln und Quietschen diesmal ein wenig in den Hintergrund schiebt, aber keineswegs verloren gegangen ist. Immer noch ist es schwer, für den Sound der Casady-Schwestern vergleichbare Vorbilder zu finden.

Die Einzigartigkeit ihres künstlerischen Ausdrucks hat auch dafür gesorgt, dass ihr avantgardistisches Debüt mit den bizarren Texten, die mit Biancas kindlicher Stimme vorgetragen wurden, ihre Anhängerschaft fanden. Auch der Nachfolger hatte seine Reize, war «Noah'S Ark» doch durch die Stimme des Gastsängers Antony Hagerty gesegnet .

Jetzt - beim dritten Album - bleibt es ein wenig bizarr, doch viele der Songs sind diesmal auch für ein breiteres Publikum konsumierbar geworden. So hört man auf dem ersten Track, «Rainbow Warrior», zwar immer noch Seltsames, wie das Gewieher von Pferden und auch die Vöglein zwitschern. Doch ein elektronischer Beat und ein harmonischer Refrain lassen die «verstörenden Elemente» in den Hintergrund treten. Auch das sphärische «Promise» wird von einem stützenden Beat begleitet, der sich zu einem flirrenden Synthie-Loop passend gesellt.

Ein wenig aus der Reihe fällt «Japan», das anfangs wie ein naiver Björk-Song klingt, aber sich inhaltlich intelligent und politisch gibt und Reisefantasien dem Kriegdienst im Irak gegenüberstellt. Die eigentlichen Höhepunkte hält der zweite Teil von «The Adventures of Ghosthorse and Stillborn» bereit: die berückende Ballade «Animals», mit dem die Rosies ihre alten Stärken noch einmal auf den Punkt bringen und eine sowohl schräge, wie auch packende Melodie mit ihrem traurig-verträumten Gesang verzieren. Und das darauf folgende «Houses»: Der knapp dreiminütige Track schafft fast ein neues Genre, denn er klingt wie eine Stück aus einer Lo-Fi-Kammer-Oper. Mit dem meditativen «Miracle», auf dem man den schon fast vermissten Antony wieder zu hören bekommt, endet das abwechslungsreiche Album. Europäische Freunde der Schwestern aus New York werden übrigens mit dem Bonustrack «Childhood» bevorzugt.

«The Adventures Of Ghosthorse and Stillborn» zeigt CocoRosie zwar teilweise eingängiger, aber auch unberechenbarer als bisher. Dadurch ist es ein gemäßigt schräges Album geworden, bei dem sich nicht sofort alles offenbart, sondern bei dem manche Songs unbedingt nach einem dritten oder vierten Hörversuch verlangen.