Flying Steps in der Händelhalle Flying Steps in der Händelhalle: Breakdancer katapultieren Bach ins Heute

Halle (Saale) - Das ist das Ende. Der letzte Akkord. Der finale Luftsprung. In der halleschen Händelhalle haben die Breakdancer der Berliner Weltmeistertruppe „Flying Steps“ ihr Feuerwerk zur Musik von Johann Sebastian Bach gezündet - zum vorerst letzten Mal.
Was 2010 als Experiment begann und zur gefeierten Welttour mutierte, war seit April noch einmal in 24 deutschen Städten zu erleben: In „Red Bull Flying Bach“ werden Teile des „Wohltemperierten Klaviers“ zum Taktgeber wilden Streetdances. Doch wohltemperiert ist da wenig. Die acht Tänzer stürmen die Bühne mit furiosen Schrittfolgen und rasanten Drehungen, fliegen durch die Luft, formen mit den Körpern Figuren, erstarren in der Schwerkraft widersprechenden Balanceposen.
Geht das denn zu Bach? Und wie das geht. Bach ist Musik, Musik hat Rhythmus und die Flying Steps spüren jedem Takt nach, verwandeln ihn in Bewegung. Eine Erleuchtung auch für Klassikfans. Dabei spielen die Tänzer individuelle Stärken aus - mit eleganten Moves der eine, mit Robotdance der nächste, irren Kopfpirouetten der dritte. Langeweile kommt da kaum auf. Die Show, wegen des riesigen Andrangs in Halle zwei Mal gezeigt, vereint Gegensätze.
Das beginnt bei der Musik; die erklingt am Cembalo, Flügel (gespielt vom Opernregisseur und Projekt-Miterfinder Christoph Hagel) und elektronisch verfremdet. Doch auch die internationalen B-Boys bekommen Konkurrenz: von Anna Holmström, Balletttänzerin und Sportgymnastin. Mit Contemporary-Stücken setzt sie einen lyrischen Gegenpart, der besonders in den Pas de Deux’ „Frau-Mann“ glänzt.
Die Flying Steps tanzen Geschichten: von strengen Lehrern und gewitzten Schülern, Gruppenkämpfen und Liebesstreit, Verführung und Gewalt. Das Finale zur Orgel-donnernden Toccata und Fuge trumpft auf wie das Ende eines Feuerwerks: flirrend, explodierend, gewaltig. Das Publikum jubelt - und genießt die Zugaben im typischen Streetbattle-Style. Und nun? Schluss mit lustig? Mitnichten. Die neue Show heißt „Flying Illusion“, da zaubern die Steps sogar. (mz)