Film Film: Witzbold mit Tiefgang

Los Angeles/dpa. - Die Klassenkameraden von Steve Martin hattenschon in den 60er Jahren das richtige Gespür, als sie denkalifornischen Teenager zum «talentiertesten Schüler» ihres Jahrgangswählten. Der gewitzte weißhaarige Hollywood-Komiker, der an diesemSonntag, 14. August, 60 Jahre alt wird, ist allen Ernstes ein verdientesMultitalent - mit Emmy-Trophäen als TV-Schreiber, einem Grammy alsBanjo-Country-Star, Bestseller-Auszeichnungen als Romanautor,Drehbuchpreisen, den begehrtesten Comedy-Awards und einerOscarnominierung für einen sieben Minuten langen Live-Action-Kurzfilm, in dem Martin 1977 als vergesslicher Kellner glänzte.
Ein «richtiger« Oscar fehlt noch in der Sammlung desSchauspielers, doch dafür stand er schon zwei Mal als Oscar-Moderatorbei Hollywoods größter Show auf der Bühne. «Wenn du sie nichtgewinnen kannst, verbünde dich mit ihnen» scherzte Martin vor seinemDebüt als Oscar-Gastgeber in 2001. Getreu seinem Motto - «DasGroßartigste, was man tun kann, ist sich selbst zu überraschen» -machte sich Martin als Bühnenautor am New Yorker Broadway mit demStück «Picasso at the Lapin Agile» einen Namen. Alsleidenschaftlicher Kunstsammler nennt er Werke von Picasso, Willem deKooning und Georgia O'Keeffe sein eigen. «Nebenbei» hat der studiertePhilosoph, der sein Studium als Stand-Up-Komödiant undWitze-Schreiber finanzierte, über dreißig Spielfilme gedreht.
Als der schusselige Inspektor Clouseau in einer neuen «Derrosarote Panther»- Folge tritt Martin als nächstes in Peter SellersFußstapfen. Das bereits abgedrehte Remake der Kultkomödie um denverschwunden «Pink Panther»-Diamanten kommt im Frühjahr 2006 in diedeutschen Kinos. Als galanter Privatdetektiv in der Film-Noir-Parodie«Tote tragen keine Karos» war Martin 1982 in Hollywood der Durchbruchgelungen. Mit «Der Mann mit den zwei Gehirnen» und der Body-Switch-Komödie «Solo für zwei» brachte Martin Schlag auf Schlag einMillionenpublikum zum Lachen. Schon 1987 schrieb sich der Komiker mit«Roxanne» eine Komödienversion des Cyrano de Bergerac-Klassikers miternsteren Untertönen auf den Leib. Auch Regisseur Lawrence Kasdan sahMartins Talent für dramatische Auftritte und holte ihn 1991 für«Grand Canyon» vor die Kamera.
Die Hochzeitskomödie «Vater der Braut» war so erfolgreich, dassMartin gleich für einen zweiten Teil verpflichtet wurde. Für«Bowfingers große Nummer» schloss er sich 1999 mit Comedy-KollegenEddie Murphy zusammen, für «Haus über Kopf» mit der schrillen QueenLatifah. In 2003 glänzte der Komiker in «Im Dutzend billiger» als12-facher Vater mit Karriereträumen. Martin hat kürzlich seinenAuftritt in der geplanten Fortsetzung der Familienkomödie zugesagt.
Eigenen Nachwuchs hat der Schauspieler nicht. Seine kinderlose Ehemit Kollegin Victoria Tennant wurde 1994 nach acht Jahren geschieden.Der Star-Komiker, der zeitweise auch mit Anne Heche, Helena BonhamCarter und Bernadette Peters ausging, lässt sich in seinemDebüt-Roman «Shopgirl» (2002) über die Liebesbeziehung zwischen einerjungen Verkäuferin und einem älteren Geschäftsmann aus. Er selbsthabe zahlreiche Verhältnisse mit jüngeren Frauen gehabt, räumte derSchauspieler in einem Interview ein. Inzwischen sei er aber«geheilt». Auf der Leinwand konnte sich Martin aber noch einmalaustoben. Der mit Claire Danes in der Rolle der jungen Geliebtenverfilmte Streifen feiert im September beim Filmfestival in TorontoPremiere.