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Film Film: Werner Schroeter ist tot

13.04.2010, 12:30

Berlin/Kassel/dpa. - Er starb am Montagabend nach langerKrankheit in einer Klinik in Kassel, wie seine Mitarbeiterin undFreundin Monika Keppler am Dienstag mitteilte. Erst am vergangenenMittwoch hatte er 65. Geburtstag gefeiert.

Künstler und Weggefährten reagierten betroffen. Die Akademie derKünste trauere um ihr Mitglied Schroeter, sagte Präsident KlausStaeck. Er habe ungewöhnliche Kunstwerke geschaffen, die langnachwirkende Spuren im Bildgedächtnis hinterließen.

Schroeters erste große Liebe, der Berliner Filmregisseur Rosa vonPraunheim (67), würdigte den Kollegen als «großen Regisseur undwichtigen Freund». In einem auch der Nachrichtenagentur dpavorliegenden «Liebesbrief» nannte Praunheim den Filmemacher einen«Zauberer des Lichts und der Schönheit».

Der Theater- und Filmregisseur Christoph Schlingensief (49)stellte Schroeter auf eine Stufe mit Kollegen wie RainerWerner Fassbinder und Derek Jarman. Er selbst habe ihn immer verehrt,sagte Schlingensief der dpa.

Frankreichs Kulturminister Frédéric Mitterrand sprach von einemgroßen Cineasten und authentischen Künstler: «Er war ein Mann, deruns mit wesentlichen Fragen über Tod, Religion und Moralkonfrontierte.» Schroeter gilt in Frankreich und Italien als Kult.

Der Filmemacher litt seit etwa drei Jahren an Krebs. Dennochzeigte er Staeck zufolge einen nicht versiegenden Arbeitswillen undIdeenreichtum. Er selbst sagte noch vor wenigen Wochen: «Auch wennman krank ist, kann man arbeiten, wenn man diese Arbeit als dasnimmt, was sie ist: nämlich Freude am Dasein.»

Als sein Meisterwerk gilt das Gastarbeiterdrama «Palermo oderWolfsburg», das 1980 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde.Weitere wichtige Filme waren die Ingeborg-Bachmann-Adaption«Malina» mit Isabelle Huppert (1991), das Filmessay«Marianne Hoppe - Die Königin» (2000) und der bei uns nicht gezeigteFilm «Deux» über zwei bei der Geburt getrennte Zwillingsschwestern.

Zuletzt zeigte Schroeter das ebenso düstere wie verstörendeEndzeitdrama «Diese Nacht», das bei den Filmfestspielen 2009 inVenedig Premiere feierte und ihm einen Lebenspreis eintrug. ImFebruar erhielt er bei der Berlinale den schwul-lesbischen TeddyAward ebenfalls für sein Lebenswerk.

Kritiker warfen dem Filmemacher Manierismus und einen Hang zumKitsch vor. Beeindruckend war jedoch immer wieder seine opulenteBildsprache. Mehr als 80 oft umstrittene Theaterinszenierungenund drei Dutzend Filme sind so entstanden. Vor wenigen Wochen feiertean der Berliner Volksbühne Schroeters Inszenierung von Bernard-MarieKoltès' «Quai West» Premiere.

Am 7. April 1945 in Georgenthal in Thüringen geboren, hatteSchroeter seine Ausbildung an der Filmhochschule in München schonnach wenigen Monaten abgebrochen und sich das Handwerk selbstbeigebracht. Er bekannte sich offen zu seiner Homosexualität. Zuletzthatte er einen Wohnsitz in Portugal, lebte aber bei seinerLebensgefährtin Keppler, wenn er in Berlin war.